"Frisches Gras ohne Ende"

#ZukunftsBauer erarbeitet Umdenken in der Landwirtschaft
Finnentrop / Kreis Olpe. „Grünfutter ohne Ende, Getreide- und Heuernte zwischen den Regenschauern stressig – fast wie früher jeden Sommer im Sauerland“ fasst Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, bei der Erntedankpressekonferenz auf dem Rinderbauernhof der Familie Maag in Finnentrop-Hülschotten die diesjährige Erntebilanz knapp zusammen. Dass auch der Mais zum Schluss noch „durch die Decke ging“ sei ein Segen für die tierhaltenden Betriebe im Sauerland. Richard vergisst aber nicht, eindrücklich zu sagen: „Das Wetter können wir nicht ändern, das nehmen wir so wie es kommt, aber dass Politik die Landwirtschaft permanent verändern will, ist nicht nötig. Wir passen uns selbst an die sich weiter entwickelnde Gesellschaft und die Klimaveränderungen an.“
Marktaussichten für Milchbauern sind gut
„Wir befinden uns mitten im Klimawandel“ – der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes beobachtet so einige Veränderungen: „Obwohl es in diesem Jahr mit dem vielen Regen fast ein Ernten wie früher im Sauerland war, war es trotzdem ungewöhnlich heiß. Unsere Wiesen haben den dauernden Regen aber förmlich genossen: Volle Grünfutterlager sichern die Tiere über den Winter.“ Auch der Mais habe profitiert: „So eine gute Menge und Qualität wie in diesem Jahr haben wir lange nicht gehabt“. Dabei sei jedoch die Qualität im Kreis Olpe je nach Boden sehr unterschiedlich. Eine gute Kolbenbildung ziehe sich aber durch alle Standorte.
„Die Marktaussichten bei Milch sehen durchaus positiv aus, die Stimmung unter den Milchbauern ist aber eher schwierig. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Investitionskosten zu hoch sind. Festzuhalten bleibt aber: Die Molkereien ringen um Milch!“
Bei den zahlreichen Mutterkuhhaltern im Kreis Olpe zeigt sich ein ähnliches Bild: der Rindfleischmarkt entwickelt sich aktuell ebenfalls erfreulich. Allerdings drücken auch hier die anhaltende Kostenexplosion und bürokratische Auflagen auf die Stimmung.
Große Sorge bereitet den Weidetierhaltern die Ausbreitung des Wolfes. Richard: „Die Koexistenz zwischen Wolfsansiedlung und Weidetierhaltung funktioniert nur
mit Bestandsmanagement, also der gezielten und frühzeitigen Entnahme von Problemwölfen bzw. ganzen Rudeln zum Schutz unserer Weidetiere.“
Lesen Sie hier die WLV-Pressemeldung zum Thema Wolf:
WLV informiert zur ASP
Das Heranrücken der Afrikanischen Schweinepest erfordert größte Hygienemaßnahmen unserer Schweinehalter. Meist wird diese Tierseuche durch Menschen verbreitet, die unachtsam Lebensmittelreste aus befallenen Regionen an Rastplätzen wegwerfen. Deshalb hat der WLV Hinweistafel in vielen Sprachen erarbeitet, zu finden unter: https://wlv.de/asp-afrikanische-schweinepest-nrw
Wichtig zu den derzeit grassierenden Tierseuchen: Keine ist für den Menschen gefährlich, auch alle Lebensmittel sind für Menschen unbedenklich.
Die positiven Folgen des vielen Regens und der Wärme bestätigt Bernd Eichert, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes: Die Getreideerträge sind für das Sauerland so in Ordnung, nur zur Entwicklung der Weltmarktpreise können wir im Moment noch nichts sagen.
Erstaunlicherweise haben die Kartoffeln nach dem schwierigen Start durch die Nässe jetzt am Schluss noch ganz schön zugelegt und eine durchschnittliche Größe erreicht.
Mit Sorge blickt der Biobauer aus Wenden aber auf die gestiegenen Energie- und Düngemittelpreise: „Die Düngemittelpreise sanken trotz geringerer Nachfrage nicht.
Die Preise für Energie blieben hoch, zum Glück gab es deutliche Nachlässe bei den Dieselpreisen.“
Als sehr positiv bewertet Eichert die jüngsten Entwicklungen bei der Ausbringung von Gülle. Nachdem Bayern nun die Pflicht der Nutzung von Schleppschuh-Verteilern für verdünnte Gülle abgeschafft hat und Baden-Württemberg nachziehen will, sind WLV und RLV derzeit in Gesprächen mit der NRW-Landesregierung, diesem Vorstoß zu folgen. Bernd Eichert freut sich: „Das wäre ein ganz großer Wurf, den wir hier im Bergland schon lange in unserem Mittelgebirgsprogramm fordern.“
Auch beim Thema Wolf geht es laut Eichert – im WLV übrigens landesweit delegiert als Zuständiger für das Thema – voran: Der Vorschlag der EU-Kommission, den Schutzstatus des Wolfes herabzustufen, scheint neue Chancen zu haben.
Blauzungenkrankheit trifft Rinder- und auch Schafhalter
Markus Schulte beschreibt als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Finnentrop die Besonderheiten vor Ort und berichtet über die Blauzungenkrankheit, die sehr viele Rinder- und auch die Schafhalter im Sauerland erwischt hat. Die Milchkühe überleben die Krankheit meist, zeigen aber eine deutlich geringere Milchleistung. Lämmer verenden häufiger nach dem Befall. Auch bei den Mutterkühen wurde von einigen schwerwiegenderen Verläufen berichtet. Das Weidevieh musste intensiv beobachtet und betreut werden.
#ZukunftsBauer: Umdenken in der Branche
Nicole Maag, gemeinsam mit ihrem Mann Rüdiger neue Vorsitzende des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit im Landwirtschaftlichen Kreisverband Olpe richtet den Blick auf die verbesserungsfähige Kommunikation: „Landwirte und Nicht-Landwirte haben ein falsches Bild voneinander, an dem beide Seiten festhalten. Das wollen wir ändern, in vielen Bereichen ist das Aufeinander Zugehen schon gelungen. „Als Bauernverband verfolgen wir das Projekt „#ZukunftsBauer“. In workshops und auf Veranstaltungen erarbeiten viele Mitglieder gemeinsam die Möglichkeiten des Umdenkens in der Branche. Um raus aus unserer „eigenen Blase Landwirtschaft“ zu kommen braucht es eine positive Sicht auf die eigenen Leistungen, Mut zu Veränderungen und eine sensible Reaktion auf eine sich wandelnde Gesellschaft“. Das steht hinter dem Begriff „ZukunftsBauer“.
Bauernverbandstag am 7. Oktober
Wir möchten an dieser Stelle auf unseren Bauernverbandstag, den wir gemeinsam mit den Berufskollegen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein durchführen, am Montag, 7. Oktober hinweisen. Mit Günther Felßner, dem Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes, haben wir einen Redner gewinnen können, der den Bauernfamilien Mut macht und Lösungen für politische Konflikte anbietet. Sein Vortrag heißt „Vielfältig.Kreativ.Innovativ - Bauernfamilien gestalten Zukunft“. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der Schützenhalle in Kirchhundem-Heinsberg, vorab - und das ist neu! - um 18.30 Uhr gibt es „unter dem Motto „Wir treffen uns“ - einen geselligen Start mit Imbiss.
Anschließend Übergabe an Rüdiger Maag mit Betriebsrundgang zu den Themen Mutterkuhhaltung, hofnahe Schlachtung und Nebenerwerbslandwirtschaft.