Studie der Soester Fachhochschule | 25. Mai 2023

EU-Pflanzenschutzverbotspläne haben drastische Auswirkungen für die Börde

Kartoffeln und Gemüse wären wirtschaftlich nicht mehr tragbar anzubauen. Raps, Zuckerrüben und Winterweizen sind weitere Verlierer.

Kreis Soest (wlv). Die Landwirtschaft in der heimischen Hellweg-Börde würde sich enorm verändern, würde der Vorschlag der EU-Kommission, Pflanzenschutzmittel in allen Schutzgebieten zu verbieten, Realität. Gemüse, Kartoffeln und Raps beispielsweise wären kaum noch anbaufähig und würden damit von den Flächen verschwinden, so das aktuelle Gutachten der Soester Fachhochschule, das Professor Dr. Friedrich Kerkhof am Mittwochabend in der Geschäftsstelle des Landwirt­schaftlichen Kreisverbandes in Soest vorstellte.

„Auf guten Ackerbaustandorten wie unserer Hellwegbörde sind die Einkommens­minderungen bei den Früchten Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben und Weizen am höchsten. Der Anbau von Kartoffeln ist nicht mehr wirtschaftlich, die relative Wettbewerbsfähigkeit von Mais nimmt dagegen zu“, erläuterte Prof. Dr. Kerkhof. Im Gemüseanbau steige das Anbaurisiko durch Schädlinge und Schadpilze erheblich an. „Beim untersuchten Gemüse kommt es zu hohen Ertragsminderrungen von mindestens 30 % bis hin zum Totalausfall“, so Kerkhof. Im Gemüseanbau spiele zudem die Einhaltung der Qualitätsparameter für die Vermarktung eine zentrale Rolle. Würden diese nicht erfüllt, könne die Ware nicht vermarktet werden. So könne beispielsweise eine gefundene Blattlaus im Blumenkohl dazu führen, dass eine ganze Charge nicht abgenommen werde. Beim Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz werde der Anbau vieler Gemüsearten deshalb aufgegeben oder lohne sich nur bei sehr hohem Preisniveau. Der ohnehin bereits geringe Selbstversorgungsgrad beim Gemüse würde demnach weiter sinken.

Auch der Anbau von Winterraps und Zuckerrüben wäre mit einem hohen Anbaurisiko verbunden. „Als Folge des Fungizidverzichts verliert vor allem der Kartoffelanbau an wirtschaftlicher Attraktivität. Speisekartoffeln sind dann nicht mehr wirtschaftlich tragfähig anzubauen. Ohne chemischen Pflanzenschutz steigt das Anbaurisiko erheblich an, so dass der Anbau von Kartoffeln in der Region vielfach aufgegeben würde“, stellte Kerkhof seine wissenschaftlichen Ergebnisse vor.

Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Josef Lehmenküher sagte zum Abschluss: „Das Gutachten macht deutlich, dass die EU-Kommission mit ihren Pflanzenschutzverbotsplänen nicht nur die Existenz zahlreicher Höfe massiv gefährdet, sondern auch die sichere Nahrungsmittelversorgung leichtfertig aufs Spiel setzt. Zu unserem Selbstverständnis als Landwirte und Landwirtinnen gehört es, möglichst umweltschonend zu arbeiten. Wir sind bestrebt, chemischen Pflanzenschutz auch weiterhin zu reduzieren, aber es gibt deutlich praktikablere und intelligentere Methoden“. Integrierter Pflanzenbau oder Precision Farming seien nur zwei Beispiele, die den Einsatz schon heute deutlich reduziert hätte und in denen bei weiterer Entwicklung noch deutliches Potential schlummere. Komplettverbote seien der gänzlich falsche Ansatz, so der Landwirtevorsitzende.