Viele bunte Felder in der Region
Verschiedene Zwischenfrüchte bringen Farbe in den Herbst. Was Zwischenfrüchte sind und warum man sie anbaut, das erklären Josef Lehmenkühler und Andreas König.
Kreis Soest (wlv). „Was blüht denn da jetzt auf den Feldern?“ Diese Frage wird Landwirtinnen und Landwirten derzeit häufiger gestellt. Es sind verschiedene Zwischenfrüchte, die da blühen. Was Zwischenfrüchte sind und warum man sie anbaut, darüber sprachen wir mit dem Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest Josef Lehmenkühler und seinem Stellvertreter Andreas König.
Was sind Zwischenfrüchte und warum heißen sie so?
Lehmenkühler: Wird das Getreide im Sommer geerntet und soll die nächste Frucht – wie Mais oder Rüben - erst im nächsten Frühjahr ausgesät werden, bestellen wir Landwirte unsere Felder häufig mit einer „Frucht zwischen den Früchten“, der Zwischenfrucht.
Warum macht man das?
Lehmenkühler: Zwischenfrüchte können aus zwei unterschiedlichen Gründen angebaut werden, entweder man nutzt den Aufwuchs als Futter oder man tut dem Boden, der Natur und den Hauptfrüchten einfach nur etwas Gutes damit. Die meisten Zwischenfrüchte nutzen wir Landwirte nicht, sondern arbeiten sie im Frühjahr in den Boden ein; einige dieser Zwischenfrüchte blühen aktuell sehr schön. Möchte man den Aufwuchs als Rinderfutter oder für Biogasanlagen verwenden, wird in der Regel Gras oder Grünroggen angebaut.
Mit Zwischenfrüchten wollen wir Landwirte Nährstoffe speichern und vor dem Auswaschen schützten. Zudem wird damit das Bodenleben und der Humusaufbau gefördert und der Boden im Winter vor Erosion geschützt.
Was haben denn die Bodenlebewesen davon?
König: Durch den Anbau von Zwischenfrüchten kann man viele positive Effekte für den Boden und die Bodenlebewesen erzielen. Die Wurzeln der Pflanzen lockern den Acker und können Bodenverdichtungen aufheben. Das Pflanzenmaterial, das anschließend in den Boden eingearbeitet wird, gibt den vielen Bodenlebewesen reichlich Nahrung.
Und wie sollen wir uns das mit dem Speichern der Nährstoffe vorstellen?
König: Ist die Hauptfrucht im Sommer abgeerntet, befinden sich noch restliche Nährstoffe im Boden. Im Laufe des Herbstes und Winters könnten diese nun vom Regen in tiefere Schichten geschwemmt werden. Damit sind sie einerseits für die nächsten Pflanzen nicht mehr verfügbar und andererseits können diese Nährstoffe auch ins Grundwasser oder in Bäche gelangen. Zwischenfrüchte nehmen die Nährstoffe im Herbst auf und speichern sie in ihren Pflanzenteilen. Im nächsten Jahr, wenn die Pflanzen im Boden eingearbeitet sind und die Bodenlebewesen sie zersetzen, geben sie die Nährstoffe wieder frei. So kann die nächste Frucht sie wieder nutzen.
Gibt es noch weitere Gründe für den Anbau?
Lehmenkühler: Ja, beispielsweise um Pflanzenkrankheiten zu bekämpfen. Verschiedene Krankheiten oder Schaderreger sind häufig auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Durch Zwischenfrüchte kann man diese Krankheiten und Schädlinge verringern. Ein Beispiel: Zuckerrüben werden von ganz bestimmten Fadenwürmern, sogenannten Nematoden, befallen. Diese Würmer können die Rüben stark schädigen. Da Ölrettich oder Senf nah mit der Rübe verwandt sind, können auch diese Pflanzen befallen werden. Ganz bestimmte Ölrettich- und Senfsorten, die nematodenresistenten Sorten jedoch, werden zwar von den Nematoden befallen, sie locken sie sogar an, in ihnen können sich die Larven aber nicht weiterentwickeln, sie verhungern. Diese Sorten werden in Fruchtfolgen mit Zuckerrüben angebaut.
König: Auch oberirdisch erfüllen Zwischenfrüchte wichtige Aufgaben in der Natur. Der Aufwuchs bietet Wildtieren und Insekten Lebensraum und Nahrung. Wildarten wie Fasanen und Hasen beispielsweise haben hier eine gute Deckung und Insekten finden eine späte Futterstelle.