4. November 2022

Große Vielfalt an Themen und Köpfen im Ehrenamt des Kreisverbandes

Rainer Overkämping trägt zum Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit vor

Fachausschuss-Delegierte tragen bei Sitzung des Kreisverbandsausschusses in Stadtlohn vor

Die gestrige Sitzung des Kreisverbandsausschusses in der Gaststätte „Zum Breul“ in Stadtlohn stand im Zeichen der Vielfalt an Themen und Köpfen im Ehrenamt des landwirtschaftlichen Kreisverbandes.

An diesem Morgen bekamen die Delegierten des Kreisverbandes in die Fachausschüsse auf WLV-Landesebene Zeit, ihre Themen und Gedanken dazu vorzustellen. Hier eine Auswahl aus deren Statements

Heinrich Große Liesner (Stadtlohn) aus dem WLV Pflanzenbauausschuss:

"Zur aktuellen Hängepartie um die Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023 kann ich nur den Kopf schütteln. Das ist absolut erschreckend, dass wir immer noch nicht wissen, wie wir in diesem Herbst hätten ausgesät haben müssen.

Ähnlich fassungslos bin ich darüber, wie ahnungslos die Mehrheit der Menschen zum Thema Pflanzenschutz ist: Der Großteil der Bevölkerung denkt, wir können Spritzmittel weglassen und es geht alles so weiter wie gehabt. Seit einigen Jahren mache ich selber Gehversuche mit regenerativem Ackerbau. Einiges hat geklappt, einiges hat aber auch überhaupt nicht geklappt. Auch da gibt es nicht die eine Wahrheit. Aber klar ist, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Wir müssen uns als Landwirtschaft umstellen und neue Ansätze ausprobieren.“

Heinrich Große Liesner (Stadtlohn)

Thomas Lammerding (Reken) aus dem WLV-Arbeitskreis Pferdehaltung:

"Wir behandeln in unseren Arbeitskreis-Sitzungen auf Landesebene eine große Vielfalt an Themen: Von Energieeinsparung, über Bau- und Arbeitsrecht, Tierschutz bis hin zum Thema Wolf. Gerade letzteres ist wirklich ein elendiges Thema."

Thomas Lammerding (Reken)

Wilhelm Teklote (Rhede) aus dem WLV-Arbeitskreis Bioenergie:

"Als Biogasanlagenbetreiber erlebe ich die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums für eine nachträgliche Abschöpfung der Strommarkterlöse von Biogasanlagenbetreibern als Vertrauensbruch. Das geht gar nicht. Wer kann denn da bitte noch investieren in Deutschland, wenn man sich nicht mehr auf Zusagen verlassen kann? Derzeit läuft eine Petition gegen diese Pläne, an der man sich online beteiligen kann. Nehmt bitte daran teil. Sprecht außerdem bitte eure zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten an. Der Druck muss von unten kommen, sonst gehen irgendwann die Lichter aus. Wenn die Gewinnabschöpfung rückwirkend kommt, werden viele Anlagen abgestellt, davon bin ich überzeugt."

Wilhelm Teklote (Rhede)

Christoph Völker (Stadtlohn) aus dem WLV-Arbeitskreis Geflügelhaltung:

"Im Arbeitskreis diskutieren wir beispielsweise immer wieder darüber, wie wir Landwirte Eingriffe am Tier verringern können. In der Praxis ist das trotz besten Willens häufig schwierig. Beispiel: Schnäbelkürzen. Bei den Puten ist es so, dass die Schnäbel sich zu einer Art Widerhaken auswachsen, wenn die nicht frühzeitig verödet werden. Das führt bei Rangeleien ganz schnell zu blutenden Wunden. Ich habe große Zweifel, dass man darauf verzichten kann und denke auch nicht, dass das im Sinne des Tierschutzes gut wäre.“

Großes Thema ist natürlich der Weg hin zu mehr Tierwohl inklusive Außenklimakontakt für die Tiere. Stichwort: "Klimageschützte Wintergärten in der Geflügelmast". Darüber denken viele sehr konkret nach und der Kreis Borken ist da einer von den Kreisen im Münsterland, mit denen sich solche Entwicklungen am ehesten konkretisieren lassen. "

Christoph Völker (Stadtlohn)

Hermann Lenting (Ahaus) aus dem WLV-Arbeitskreis Rindfleischerzeugung:

"Großes Thema der letzten Monate war die Übertragung des ITW-Modells auf die Rinderhaltung. Die ist zwar zum 1. April auch gestartet, aber momentan schon wieder so gut wie tot. Wenn einer das macht, findet er nicht mal einen Abnehmer."

Hermann Lenting (Ahaus)

Rainer Overkämping (Rhede) aus dem WLV-Fachausschuss Öffentlichkeitsarbeit:

"Wir sind hier im Kreis Borken im Bereich „Social Media“ mit den „Borkener Landgeschichten“ sehr stark unterwegs. Das lief gerade jetzt in Pandemiezeiten sehr gut.

Mit dem Abflauen der Pandemie hat sich auch der Einsatz des WLV-Bauernhofmobils deutlich ausgeweitet. In diesem Jahr war der Hänger schon zwölfmal im Einsatz bei Stadtfesten und anderen Aktionen.

Weiteres Aushängeschild ist das Projekt „Die Hütte am Hof“, für das es jetzt nochmal die Bewilligung für vier weitere Sitzgruppen gegeben hat in Raesfeld und Reken. Mittlerweile haben wir als Kreisverband es 20 teilnehmenden Betrieben bei der Transparenz-Initiative „Das Fenster zum Hof“ ermöglicht, attraktive Sitzgruppen an ihren Weiden und offenen Stallfenstern bei sich aufzustellen und dadurch mehr Menschen zu den Höfen zu locken.

Auch in diesem Jahr ist es gelungen, eine gut besuchte Lehrerfortbildung zu organisieren, diesmal auf dem Betrieb Ketteler in Borken. Das ist für uns eine Riesenchance, denn Lehrer sind Wissenspotenzierer. Überhaupt hat sich unser Ausschuss auf Kreisebene das Thema „Landwirtschaft und Schule zusammenbringen“ als einen Arbeitsschwerpunkt gewählt. Ich mache selber bei mir viele Hofführungen, zu Hause hat man es deutlich leichter, Menschen für die Landwirtschaft zu begeistern. Dazu werden wir in Kürze auch noch eine Abfrage starten, denn wir brauchen noch deutlich mehr Betriebe auf der Liste, die wir als Kreisverband auf Anfrage an Schulen und Kindergärten weitervermitteln dürfen."

Rainer Overkämping (Rhede)

Hubert Seggewiß (Rhede) aus dem WLV-Fachausschuss für Zu- und Nebenerwerbslandwirtschaft:

"Ich bin auf Landesebene für den WLV auch Delegierter zum Deutschen Bauerntag. Beim letzten Deutschen Bauerntag Cem Özdemir live erlebt. Ich muss sagen: Ich war tief enttäuscht, wie wenig Fachkenntnis mir da gegenüber sitzt. Da muss er noch deutlich zulegen.

Sehr glücklich war ich über unseren öffentlichen Abend zum Thema „Umnutzungen landwirtschaftlicher Gebäude“ im August. Die Veranstaltung war so gut besucht, dass wir diese nun am 14. November nochmals anbieten."

Anmeldung zur Infoveranstaltung "Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude - Das ist zu beachten"
Hubert Seggewiß (Rhede)

Hubert Bengfort (Vreden) aus dem WLV-Fachausschuss für Milchwirtschaft

Bei den Milchpreisen können wir derzeit nicht klagen Das wurde aber auch Zeit, denn die waren davor lange zu schlecht. Als Tierhalter finde ich es bedrückend, wie stark die Dokumentationswut zugenommen hat.

Hubert Bengfort (Vreden)

Heinrich Große Liesner (Stadtlohn) aus dem WLV-Fachausschuss für Veredlungswirtschaft:

"Die Aufschläge zur Initiative Tierwohl am Markt zu erlösen, gelingt nur sehr schwer. Das ist wie eine Schere, die sich langsam schließt. Das Dilemma liegt darin: Tierwohl wird an der Wahlurne verlangt, aber an der Ladentheke liegen gelassen. Die Erzeugerpreise waren zuletzt nicht schlecht, aber auf der Futterseite steht dem ein immenses zusätzliches Kostenthema gegenüber, was die Schweinehalter so nicht eins zu eins weitergeben können.

Thomas Föing (Borken) aus dem WLV-Arbeitskreis Wasser:

"Wir haben uns auf Kreisebene als neuer Fachausschuss seit der Gründung bislang viermal getroffen. Neben den großen Themen, wie zum Beispiel dem Umgang mit den Auswirkungen der erneuten Änderung der roten und grünen Feldblöcke oder dem Anschieben der neuen Pilotkooperation für mehr Wasserschutz in Legden geht es in weiteren Sitzungen auch ganz praktisch darum, richtungsweisende Verfahren kennen zu lernen, etwa einen neuen Messstab-Test für eine zeitnahe Bodenanalyse oder ein Drainagesystem, das in Dürrejahren die Flächen nicht noch zusätzlich austrocknet, sondern die Feuchtigkeit besser im Boden hält.

Beregnung ist ein viel diskutiertes Thema, was mir als damit arbeitender Landwirt in der öffentlichen Diskussion zu schlecht wegkommt. Wir nutzen das Wasser nicht zur Verschönerung unseres Zierrasens, sondern um Erträge für die Lebensmittelerzeugung abzusichern. Das Wasser aus den Wurfkanonen ist auch keineswegs einfach so weg. Unsere Bewässerung ist auch ein Kreislauf. Wenn ich nämlich nach einem trockenen Sommer wie diesem auf einer beregneten und einer unberegneten Fläche jeweils ein Bodenprofil 125cm tief ausgrabe, sehe ich, dass auf dem beregneten Acker immer noch eine deutlich erhöhte Feuchtigkeit im Boden steckt. Dies trägt dort im Herbst bei einsetzenden Niederschlägen auch deutlicher schneller zur Grundwasserneubildung bei.“

Thomas Föing (Borken)

Bettina Hueske (Südlohn) aus dem WLV-Fachausschuss für landwirtschaftliche Unternehmerinnen:

"Ich habe noch wenig zu berichten, denn dieser ganz neu ins Leben gerufene Ausschuss wird erst in Kürze erstmals tagen mit der neuen DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh als Vorsitzende. Was unsere Schwerpunktthemen sein werden, kann ich daher noch gar nicht klar benennen, aber es wird zweifelsohne unter anderem darum gehen, wie man die Frauen auf den Höfen in verschiedener Hinsicht noch stärken kann. Der Wandel hin zu mehr Weiblichkeit in der Landwirtschaft ist aber bereits in vollem Gange, was sich auch am Anteil der Absolventinnen an den Berufs- und Fachschulen schon zeigt."

Bettina Hueske (Südlohn)