27. Dezember 2021

Ausreichend Winterfutter, aber viele Unsicherheiten

Ennepe-Ruhr-Kreis/Hagen (wlv). „Eine zufriedenstellende Ernte, besonders auf dem Grünland, jedoch turbulente Märkte und viele Unsicherheiten kennzeichnen das nun ablaufende Jahr 2021 für uns Bäuerinnen und Bauern im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen", zieht der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus Bilanz.

„Die Märkte für unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse haben sich in 2021 in extrem unterschiedliche Richtungen bewegt", sagt Dirk Kalthaus. Besonders stark sei das Auseinanderdriften des Getreidepreises und des Preises für Schweinefleisch gewesen. Da in diesem Jahr das globale Getreideangebot knapp sei, hätten sich die Getreidepreise sehr positiv entwickelt. Dem gegenüber ständen ruinöse Schweinepreise. „Die für unsere vom Mittelgebirge geprägte Region wichtigen Preise für Milch und Rindfleisch haben sich nach langer Durststrecke erfreulicherweise erholt", so Kalthaus. Beim Milchpreis hofften die heimischen Landwirtinnen und Landwirte darauf, dass er aufgrund der knappen Marktlage noch weiter anziehe. Die letzten Jahre mit niedrigen Milchpreisen und hohen Kosten für den Futterzukauf, der wegen der Trockenheit notwendig gewesen sei, müssten dringend ausgeglichen werden, erläutert Kalthaus. Die Preise für Schlachtrinder befänden sich nach dem katastrophalen Tief im letzten Jahr endlich auf einem vernünftigen Niveau.

„Die Betriebsmittelpreise sind in 2021 in die Höhe geschnellt", blickt Dirk Kalthaus zurück. Wie viele andere Branchen sei auch die Landwirtschaft von den gestiegenen Energiekosten betroffen. Eine noch nie dagewesene Explosion hätten die Düngerpreise erlebt, sagt er. „Innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich beispielsweise der Preis für Stickstoffdünger verdreifacht, das habe ich so noch nicht erlebt", erläutert der Landwirt.

„Mit der Witterung und den Ernteergebnissen können wir in diesem Jahr im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen in den meisten Gegenden zufrieden sein", blickt Kalthaus auf das Arbeitsjahr zurück. „Nach drei extrem trockenen Jahren war Wassermangel in diesem Jahr kein Problem", sagt er. Erfreulich gut sei die Grasernte ausgefallen. „Grünland braucht Feuchtigkeit und die war im Frühjahr und Sommer 2021ausreichend vorhanden", sagt Kalthaus. Die Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich in diesem Jahr im Vergleich zu den letzten drei Dürrejahren keine Sorgen um das Winterfutter machen.

In den Hochwassergebieten habe das jedoch anders ausgesehen, sagt der Landwirte¬vorsitzende. Berufskollegen und -kolleginnen aus Hagen und Orten rund um die Ruhr seien besonders hart getroffen, führt er weiter aus. Sowohl Grünland- als auch Ackerflächen hätten unter Wasser gestanden und der Aufwuchs sei teilweise mit Mineralölen oder anderen Schadstoffen konterminiert gewesen, so dass er nicht mehr hätte genutzt, sondern kostspielig entsorgt werden müssen.

Die Situation zum Jahreswechsel sei auf den Höfen aber auch von einer großen Unsicherheit gekennzeichnet, sagt er. Stetig steigende Anforderungen und Auflagen und zudem unklare politische und gesetzliche Rahmenbedingungen nähmen den Bauernfamilien, besonders den jungen Leuten, die Zukunftsperspektiven. „Wir Landwirtinnen und Landwirte haben uns auf den Weg gemacht und stehen in einem Entwicklungsprozess", so Kalthaus. Mehr denn je fänden Planungen, Überlegungen und Entwicklungen hin zu mehr Tierwohl, Naturschutz und Klimaschutz statt. „Aber nicht nur die ökologische, auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit muss gewährleistet sein. Wir Bauernfamilien müssen in der Lage sein, unseren Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft zu erwirtschaften", sagt der Bauernvorsitzende und führt weiter aus: „Nur wenn es in Zukunft im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen noch Bauernfamilien gibt, können sich die Menschen hier mit regionalen Produkten ernähren." Das habe auf der einen Seite mit Versorgungsicherheit zu tun, auf der anderen aber auch damit, dass die Produkte nur so unter heimischen hohen und kontrollierten Standards erzeugt werden könnten. Zudem seien kurze Wege unerlässlich für den Klimaschutz.

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