3. Oktober 2014

Ein Erntejahr im Bann des Wetters

Ennepe-Ruhr-Kreis/Hagen (wlv). „Uns Bauern wurde in diesem Jahr einmal mehr klar, wie sehr wir vom Wetter und der Natur abhängig sind“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus und zieht zum Erntedankfest, das wir am kommenden Sonntag feiern, Bilanz. „Es war ein Jahr mit vielen und lokal sehr unterschiedlichen Witterungsextremen.“ Während die Bauern in den einen Regionen des Ennepe-Ruhr-Kreises  und Hagens mit einem blauen Auge davon gekommen seien, habe die Landwirte in anderen Gebieten des Kreises während der Weizenernte fast jeder Regenschauer erreicht.

 

Das Erntejahr im Überblick: „Die Ernte begann in diesem Jahr recht früh, denn die Vegetation hatte sich durch den ausgebliebenen Winter und das warme Frühjahr einen Vorsprung verschafft“, sagt der Vorsitzende. „So waren die Erntebedingungen zu Beginn gut und wir konnten Gerste und Raps mit zufriedenstellenden Erträgen und guten Qualitäten ernten.“ Auch die Weizenernte sei zunächst mit Sonnenschein gestartet und die Erträge sowie Qualitäten der früh gemähten Flächen gut gewesen. „Dann jedoch gab es immer wiederkehrende, teilweise ergiebige Niederschläge, die die Ernte letztlich zu einer Hängepartie machten“, sagt Kalthaus. Das Getreide habe oft nicht zum optimalen Zeitpunkt und nur mit höheren Feuchtegehalten gedroschen werden können. Zahlreiche Felder waren durchweicht und nicht nur das Korn, auch der Boden brauchte Zeit um abzutrocknen. „Auf vielen Feldern der Region zog sich die Ernte bis in den September hin“, erläutert Kalthaus.

 

Auch die Grünlandernte sei in diesem Jahr nicht leicht gewesen. Vom ersten bis zum letzten Schnitt seien die Bedingungen - besonders für die Heubergung - schwierig gewesen. „Damit das Heu trocken ist, benötigt man deutlich längere trockene Zeitfenster, als um Grassilage zu bergen“, erklärt Kalthaus.

 

Auch die Erlöse könnten aus landwirtschaftlicher Sicht besser sein. Im zweiten Jahr in Folge seien die Getreide- und Rapspreise gesunken und lägen aufgrund der weltweit guten Versorgungslage etwa 15 bis 20 Prozent unter Vorjahr.

 

Noch ist auf den Feldern keine Ruhe eingekehrt und nicht alles unter Dach und Fach: Beim Silo- und beim Körnermais sind sehr gute Erträge zu erwarten. Die Futterpflanze hat in diesem Jahr von den warmen Temperaturen und den stetigen Niederschlägen profitiert. „Große Ernte, geringe Preise“, so bringt der Vorsitzende die Kartoffelernte auf den Punkt. Zudem fallen die Knollen besonders groß aus, so dass sie sich im Speisebereich nur sehr schwer vermarkten lassen. 

 

Der Vorsitzende abschließend zur Stimmung der heimischen Landwirte: Sie habe sich aufgrund sinkender Erzeugerpreise für Getreide, Milch und Fleisch im Verlauf des Jahres 2014 abgekühlt. Besonders der Schweinefleisch- und Ferkelpreis befinde sich derzeit im freien Fall. „Auch die Russlandkrise hat leider oft mehr Einfluss auf unsere Preise als nötig“, erläutert Kalthaus.

 

Trotzdem sei die Stimmung zum Erntedankfest von Dankbarkeit geprägt, so Landwirtevorsitzender Kalthaus. Zwar sei der Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen in diesem Jahr immer wieder von Starkniederschlägen betroffen gewesen, wirkliche Wetterkatastrophen habe es aber nicht gegeben.

 

 

Hintergrund: Erntedank

 

Am kommenden Sonntag, dem 5. Oktober, feiern wir in diesem Jahr das Erntedankfest. Das ist der Tag, an dem wir für die Ernte des Jahres danken, so sind in unseren Kirchen häufig viele Früchte des Feldes festlich aufgebaut. Auch Feste, Erntedankmärkte oder Umzüge zeigen die Freude über die eingebrachte Ernte.

 

Warum gerade dieser Termin?

 

Das Erntedankfest wird immer am ersten Sonntag nach dem Namenstag des Erzengels Michael, das ist der 29. September, gefeiert. Der Termin wurde vom Preußenkönig FriedrichII in einer Zeit festgelegt, in der es noch nicht so viel Hackfrüchte wie Kartoffeln, Rüben und Mais gab, deren Ernte ja zu die diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist. Außerdem war der Michaelistag schon lange ein für die Landwirtschaft bedeutsamer Tag, an dem der Wechsel vom Sommer zum Herbst und Winter eingeläutet wurde. Mit der Festlegung des Erntedanktages, sollten die regional unterschiedlichen Termine vereinheitlicht werden. Aber noch lange wurde in den Dörfern bei den Bauern selber früher eher das Einbringen des letzten Erntewagens auf regional unterschiedliche Art und Weise gefeiert.


 

Fotos (wlv).

Der Mais hatte in diesem Jahr gute Wachstumsbedingungen.
Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen und Landwirt in Ennepetal

 


 

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