Erntedank am Sonntag wichtiger Tag im landwirtschaftlichen Jahr

Bauernfamilien sind dankbar für die Ernte 2025, Verantwortung für Natur, Tiere, Menschen
Ennepe-Ruhr/Hagen (wlv). Das Erntedankfest steht vor der Tür: In vielen Gemeinden des Ennepe-Ruhr-Kreises und Hagens wird am kommenden Sonntag für die Ernte gedankt. Auch für die heimischen Landwirtinnen und Landwirte ist dieser Tag ein fester Bestandteil im Jahreslauf. „Das Erntedankfest ist für uns ein Anlass innezuhalten, zurückzublicken und vor allem: Danke zu sagen“, sagt Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen.
„Wir blicken mit Dankbarkeit auf die Ernte des Jahres 2025 - auch wenn noch nicht alles eingebracht ist“, so Kalthaus und ergänzt: „Erntedank bedeutet für uns nicht nur die Freude über das, was gewachsen ist, sondern auch das Bewusstsein, dass unsere Lebensgrundlagen nicht selbstverständlich sind.“
Ausreichend Futter, wenn auch keine super Ernte
„In unserer vom Mittelgebirge und dem natürlichen Grünland geprägten Region gehört die Grasernte zu den wichtigsten“, sagt Kalthaus. Wiesen und Weiden, die für Rinder, Schafe und Pferde eine wichtige Futtergrundlage seien, hätten in diesem Jahr zwar einen geringeren Aufwuchs als in den regenreichen Jahren gebracht, aber einen deutlich besseren als in den extrem trockenen Sommern. „Von daher sind wir zufrieden“, sagt Kalthaus. Auf den meisten Höfen würden die Futtervorräte für den Winter ausreichen, so Kalthaus.
„Erleichternd in diesem Jahr war für uns Rinder- und Schafhalter, dass die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit durch die Möglichkeit der zeitigen Impfungen deutlich geringer ausgefallen sind, als im Vorjahr“, sagt der Landwirt. Auch die Sorge um die Tiere gehöre für ihn zu Erntedank.
Allerdings bereite den Schweinhaltern die Afrikanische Schweinepest Sorgen: Im Juni dieses Jahres wurde das erste mit Afrikanischer Schweinepest (ASP) infizierte Wildschwein bestätigt. „Wenn die ASP auch bisher nicht in unserer Region aufgetreten ist, die Sorge und Zum Erntedank gehören für die Bauernfamilien auch die Tiere. Wachsamkeit ist auf unseren Höfen hoch“, sagt Kalthaus.
Sommerernte 2025: Gute Getreideerträge – nervenaufreibender Raps- und Weizenendspurt
Die diesjährige Sommerernte im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen verlief unter wechselhaften Bedingungen; insgesamt jedoch mit einem zufriedenstellenden Ergebnis.
Den Beginn machte die Gerstenernte, die bei idealen Wetterverhältnissen zügig eingebracht werden konnte. Dann setzte allerdings eine zweiwöchige Regenphase ein und der Weizen musste auf gutes Erntewetter warten. Auch einige Rapsfelder standen noch, da sie vor der Regenphase noch nicht reif waren. „Das war ziemlich nervenaufreibend. Umso größer war unsere Erleichterung, als dann eine stabile Schönwetterperiode einsetzte und schließlich auch der restliche Raps und auch der Weizen geerntet werden konnten,“ erinnert sich Kalthaus. Das Getreide habe mengenmäßig gute, zufriedenstellende Erträge gebracht, so der Landwirt. Am Boden läge in diesem Jahr allerdings der Getreidepreis. Weltweit gute Erträge und hohe Ertragsprognosen sowie der hohe Euro/Dollar-Kurs setzten den europäischen Getreidemarkt enorm unter Druck, erklärt Kalthaus.
Herbstliche Ernte: Mais, Kartoffeln & Co.
Nach der Getreideernte kam die herbstliche Ernte, die größtenteils auch derzeit noch läuft: Kartoffeln, Mais, Gemüse und Obst werden zur Zeit noch eingebracht. Die Kartoffelernte sei weit fortgeschritten. „Die Erträge sind gut, aber auch hier bereitet der Preisverfall, insbesondere bei Verarbeitungskartoffeln, Sorgen“, sagt Kalthaus. Die Maisernte laufe noch. Auch Gemüsearten wie Möhren, Kürbisse, Zwiebeln und verschiedene Kohlsorten sowie Obst wie beispielsweise Äpfel und Birnen wären noch nicht komplett eingebracht.
Mehr als nur Ernte – ein Fest des Dankes und der Verantwortung
„Erntedank ist für uns Bäuerinnen und Bauern weit mehr als eine Ertragsbilanz“, betont Kalthaus. „Wir danken für das, was die Natur uns gegeben hat und wir wissen, dass unser Leben und Wirtschaften davon abhängt.“
Blick über das Jahr hinaus
„Das Erntedankfest ist auch ein Moment, um unsere Verantwortung für Natur, Tiere, Menschen und künftige Generationen in den Blick nehmen “, so Kalthaus weiter. Landwirtschaft bedeute für die bäuerlichen Familien nicht nur Nahrungsmittelerzeugung, sondern auch aktiven Natur- und Ressourcenschutz. Angesichts wachsender Weltbevölkerung und schwindender landwirtschaftlicher Flächen durch Bebauung und Versiegelung sei es entscheidend, die verbleibenden Flächen effizient und gleichzeitig nachhaltig zu nutzen.
Ernährungssicherheit wieder stärker im Fokus
Die letzten Jahre, die von Pandemie, Krieg und gestörten Lieferketten geprägt gewesen seien, hätten deutlich gezeigt, wie wertvoll eine sichere, regionale Versorgung mit Lebensmitteln sei. „Ernährungssicherheit ist keine Selbstverständlichkeit“, betont Kalthaus. „Gerade in Krisenzeiten wird sichtbar, wie wichtig es sei, sich nicht komplett abhängig zu machen.