Erntedank: Dankbarkeit trotz Dürre und Marktturbulenzen
Ennepe-Ruhr/Hagen (wlv). Am kommenden Sonntag begehen wir den Erntedanktag: „In einem Jahr wie diesem, das von dem schrecklichen Ukraine-Krieg und seinen Auswirkungen geprägt ist, feiern wir das Erntedankfest besonders bewusst“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus. Das Erntejahr 2022 sei in erster Linie von zwei Faktoren geprägt gewesen, von den Auswirkungen des Krieges, der vieles zur Mangelware mit hochschnellenden Preisen hätte werden lassen und von der extrem trockenen Witterung im Sommer.
Grünland nicht mehr grün
Ausgewirkt habe sich die Sommertrockenheit besonders auf die Wiesen und Weiden, blickt Kalthaus zurück. Nach dem zweiten Grasschnitt sei kaum noch etwas nachgewachsen und das Grünland sei alles andere als grün gewesen. Rinder, Pferde oder Schafe hätten auf den Weiden in der Regel zugefüttert werden müssen und die Erntemengen an Heu und Grassilage seien deutlich reduziert. Erfreulicherweise seien die Wiesen nach dem Regen im September wieder grün geworden, es wachse nicht mehr viel, aber zumindest noch ein wenig nach.
Gute Getreide- und Rapsernte
„Die sommerliche Ernte begann in diesem Jahr bedingt durch die trockene und warme Witterung sehr früh und die Erntearbeiten verliefen zügig. Anfang August waren alle Getreidefelder abgeerntet. Es gab keine regenbedingten Zwangspausen und wir konnten das Getreide gut und trocken einbringen“, zieht der Vorsitzende der Landwirte Dirk Kalthaus Bilanz.
Trotz der Trockenheit seien die Erträge beim Getreide und beim Raps in der Region vielfach gut gewesen - allerdings mit bodenbedingten Unterschieden. „Die Regenfälle des Frühjahrs haben auf den besseren Böden ausgereicht, damit die Pflanzen einen guten Ertrag ausbilden konnten. Auf Böden, die Wasser nicht lange speichern können, wie beispielweise Böden mit einer geringen Mächtigkeit, waren die Erträge geringer“, so Kalthaus. Auffallend in diesem Jahr sei, dass dem Brotweizen in vielen Fällen wegen eines geringeren Proteingehaltes die ausreichende Backeigenschaft fehlte. „Das liegt vermutlich an der Kombination der verhältnismäßig guten Wachstumsbedingungen in diesem Frühjahr und der – bedingt durch die Düngeverordnung - reduzierten Düngung“, so der Landwirt.
Kartoffeln, Gemüse und Mais mit Dürreschäden
Zugesetzt habe die Sommerstrockenheit den Pflanzen, die - anders als das Getreide - im Sommer noch grün und im Wachstum gewesen seien, wie Gemüse, Kartoffeln oder Mais. „Der Mais vertrocknete eher, als dass er reifte und so begann die Silomaisernte schon im August, rund vier Wochen früher als im Schnitt der Jahre“, sagt Kalthaus. Der Ertrag sei niedriger als im Schnitt der Jahre und sehr unterschiedlich. „Die Bodenqualitäten spielten bei der Trockenheit eine extrem große Rolle“, berichtet Kalthaus. Auch bei den Kartoffeln sei die Ernte geringer und die Kartoffeln seien kleiner. „Die Pommes könnten also im nächsten Jahr kürzer werden,“ so Kalthaus.
Marktturbulenzen durch den Krieg
Massive Auswirkungen habe der Krieg in der Ukraine - wie auf viele andere Wirtschaftsbereiche - auch auf die Landwirtschaft gehabt, so Kalthaus. Die Verknappung und Verteuerung der Energie habe die Landwirtschaft nicht nur direkt, sondern auch auf Umwegen getroffen. Dünger sei im Frühjahr beispielsweise um ein Mehrfaches teurer als in der Vergangenheit gewesen. Notwendigerweise hätten auch die Produkte der Landwirte im Preis anziehen müssen. Mit der Verteuerung vieler Lebensbereiche schauten die Bürger zunehmend auf den Preis beim Einkauf, so Kalthaus. „Das haben wir Landwirte zu spüren bekommen: Höherpreisige Produkte blieben und bleiben häufig liegen, ob Tierwohlfleisch, Bioprodukte oder sehr arbeitsintensive Erzeugnisse.“ Im Frühjahr hätten beispielsweise die Spargel- und Erdbeerbauern massiv darunter gelitten, dass heimische Früchte durch die günstige Importware ausgetauscht worden seien.
Dankbar für die Ernte
„In einem Jahr wie diesem wird einem besonders bewusst, wie wichtig es ist, dass wir eine Ernte einfahren und die Menschen und unsere Tiere versorgen können. Unsere Berufskollegen in den Kriegsgebieten der Ukraine konnten das in vielen Fällen nicht“, so der Vorsitzende der heimischen Landwirte. Das tägliche Brot erscheine uns häufig als eine Selbstverständlichkeit, sei es aber nicht.