Ethischer und wissenschaftlicher Blick auf die Tierhaltung beim Kreisverbandstag
Ennepe-Ruhr/Hagen (wlv). „Tierhaltung im Fokus von Ethik und Forschung“, ein Thema , das die heimischen Landwirte in großer Menge in den Freischütz nach Schwerte zog. Rund 450 Bauern, Bäuerinnen sowie weitere Gäste waren am Dienstagabend zum Kreisverbandstag, zu dem die Landwirtschaftlichen Kreisverbände Ruhr-Lippe und Ennepe-Ruhr/Hagen eingeladen hatten, zusammen gekommen. Die Referenten Prof. Dr. Peter Kunzmann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Dr. Lars Schrader vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tierhaltung und Tierschutz und Pater Reinald Rickert von der Abtei Königsmünster in Meschede verstanden es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen und Landwirt in Ennepetal-Rüggeberg leitete in das Thema ein. Er machte deutlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sein kompletter Lebens- und Arbeitsrhythmus sich um seine Tiere rankt. „Tagtäglich sind wir für unsere Tiere da, ob an Feiertagen oder nach der Feier am Wochenende. Das Leben und Arbeiten mit unseren Tieren ist so selbstverständlich, dass man nicht über solche Dinge ins Grübeln kommt“, sagte er. „Jeden Tag leben wir Verantwortung für unsere Tiere.“
Prof. Dr. Peter Kunzmann, Ethiker an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, stellte das Tier in den Mittelpunkt. „Ziel ist der optimale Standard im Tierwohl“, sagte er. Das funktioniere jedoch nur, wenn man auch die wirtschaftlichen Aspekte in den Blick nehme, die Ökonomie sei ein legitimer begrenzender Faktor. Zudem zeigte er das Problem einer Gesellschaft auf, die zunehmend mehr über Natur und Tiere diskutiere, sich aber gleichzeitig mehr und mehr davon entfremde. „Zeigen Sie den Menschen ihre Ställe“, appellierte er.
Dr. Lars Schrader vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tierhaltung und Tierschutz, der sich verhaltensbiologisch mit Rindern, Schweinen und Hühnern beschäftigt, zeigte seine teilweise sehr eindeutigen Beobachtungen, wie Tiere auf unterschiedliche Stallausstattungen oder Futtersysteme reagieren. „Man kann die Tiere fragen“, sagte er. Die Haltungsansprüche der Tiere seien aus ihrer Biologie heraus begründet und nicht aus menschlicher Sicht zu sehen.
Pater Reinald Rickert von der Abtei Königsmünster in Meschede sah ein großes Problem in der Vermenschlichung der Tiere. „Das Tier muss Tier bleiben dürfen!“, so der Benediktinerpater. Tiere hätten andere Bedürfnisse als Menschen. Sie seien unsere Mitgeschöpfe, denen man artgerecht und gut begegnen müsse. Der Herrschaftsauftrag des Schöpfungsberichtes sei als Verantwortung zu verstehen.
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