Landwirtevorsitzender Kalthaus zum Erntedank

Dirk Kalthaus blickt auf die Ernte und gibt zu bedenken: „Auch wenn wir heute im Überfluss leben, unser Leben hängt davon ab, genügend Lebensmittel zu haben."
Ennepe-Ruhr-Kreis/Hagen (wlv). „Das Erntedankfest am kommenden Sonntag ist für uns Bauernfamilien ein wichtiger Tag; wir sind dankbar für die Ernte, die Natur und das Leben in ihr. Wir machen uns bewusst, dass wir von alle dem abhängig sind und erinnern uns daran, dass die Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln keine Selbstverständlichkeit ist“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus und gibt zu bedenken: „Auch wenn wir heute im Überfluss leben, unser Leben hängt davon ab, genügend Lebensmittel zu haben.“
Dankbar für die Ernte
Dankbar würden die Landwirtinnen und Landwirte auf das Erntejahr 2024 blicken, auch wenn noch nicht alles unter Dach und Fach sei, so Kalthaus. Wechselhaft habe sich der Sommer 2024 gezeigt. Das habe Vor- und Nachteile gehabt. „Die Getreideernte wurde zwar immer wieder durch Regenphasen unterbrochen, aber die die trockenen Zeitfenster waren ausreichend lang, damit das Getreide abtrocknen und geerntet werden konnte“, so der Landwirt. Auch für die Silograsernte seien die Zeitfenster lang genug gewesen, die Heuernte, die längere trockene Zeitabschnitte brauche, habe sich in diesem Jahr problematisch gezeigt.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei das Erntewetter deutlich besser gewesen, denn 2023 habe es zur Getreideernte mehr als vier Wochen Dauerregen gegeben. Im Vergleich zu den extrem trockenen Sommern der Jahre zuvor, würden sich die Landwirtinnen und Landwirte in diesem Jahr über ausreichend Futter freuen, denn Wiesen und Weiden sowie Mais seien gut gewachsen.
„Wir sind dankbar für die eingebrachte Ernte, auch wenn die Erträge beim Getreide deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegen“, sagt Kalthaus. Grund hierfür sei das nasse Winterhalbjahr gewesen, denn viele Getreidebestände hätten unter der lange anhaltenden extrem nassen Witterung gelitten. „Schon das letzte Jahr war enorm regenreich, so dass die Aussaatbedingungen des Wintergetreides im letzten Herbst problematisch waren. Damit war bereits der Start schlecht und danach war es die Staunässe, die im Winter und Frühjahr den jungen Getreidepflanzen geschadet hat“, erläutert Dirk Kalthaus
Auch Tiere gehören zum Erntedankfest
„Auch wenn wir beim Erntedankfest in erster Linie auf die Früchte der Äcker, Wiesen und Weiden blicken, gehören für uns Landwirtinnen und Landwirten auch unsere Tiere zum Erntedankfest“, sagt Kalthaus. Leider habe den Rindern und Schafen die Blauzungenkrankheit, eine durch Mücken übertragbare Viruserkrankung, die für Menschen ungefährlich sei, zu schaffen gemacht. „Der Gang morgens früh in den Stall und die bange Erwartung, ob Tiere erkrankt sind, war für uns Bauernfamilien enorm belastend“, sagt er.
Bauernfamilien tragen Verantwortung
„Zum Erntedankfest ist es mir auch wichtig, unsere Verantwortung für die Zukunft und die Generationen nach uns in den Blick zu nehmen“, sagt Dirk Kalthaus.
„Wir Bauern und Bäuerinnen sind wir uns dessen bewusst, dass die Schöpfung nicht unser Besitz, sondern anvertraute Gabe ist. Wir haben deshalb ein hohes Maß an Verantwortung für die Natur, die uns anvertrauten Tiere und die Menschen“, so Kalthaus. Landwirten und Landwirtinnen sei es deshalb wichtig, so handeln, dass künftigen Generationen ein intaktes ökologisches, soziales und wirtschaftliches Gefüge übergeben werden könne.
„Zudem haben wir nicht nur eine Verantwortung für die Menschen in unserem Lande, wir müssen auf alle Regionen der Welt schauen“, sagt Kalthaus. Leider gebe es immer noch zu viele Menschen, denen das Nötigste zum Leben fehle und die nicht jeden Tag so wie wir satt würden. „Bei einer wachsenden Weltbevölkerung und einer Verringerung der landwirtschaftlichen Flächen durch Bebauung, Versiegelung und andere Maßnahmen, müssen wir unsere verbleibenden Flächen effizient nutzen und gleichzeitig nachhaltig bewahren“, so Landwirtevorsitzender Kalthaus.
Erntedank – kurz erklärt:
Seit die Menschen sesshaft wurden und Ackerbau betrieben, hing ihr Überleben von einer guten Ernte ab. So hat es zu allen Zeiten in vielen Kulturen Feste gegeben, mit denen die Menschen für die Ernte dankten.
Als christliche Feier ist Erntedank seit dem 3. Jahrhundert belegt. Am Erntedankfest danken Christen Gott für die Ernte, die Natur und das Leben in der Natur. Sie machen sich bewusst, dass sie von alle dem abhängig sind und erinnern sich daran, dass die Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln keine Selbstverständlichkeit ist.
Wann feiern wir Erntedank?
Obwohl die Tradition Erntedank zu feiern schon sehr alt, gab es einen einheitlichen Termin über Jahrhunderte nicht.
Erst der Preußenkönig Friedrich II., der „Alte Fritz“, legte 1773 fest, dass alljährlich am Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) Erntedank gefeiert werden solle. Das ist meistens der erste Sonntag im Oktober, kann aber auch schon mal Ende September sein.
Die Deutsche Bischofskonferenz der katholischen Kirche legte hingegen 1972 den ersten Sonntag im Oktober als Festtermin fest. In der evangelischen Kirche wird Erntedank ebenfalls in der Regel am ersten Oktoberwochenende gefeiert. Aber beide Kirchen lassen den einzelnen Gemeinden freie Hand, wann sie tatsächlich diesen Tag feiern.