6. Februar 2015

Landwirtschaftsverband: Gülleausbringung hat begonnen

Kreis Ennepe-Ruhr/Hagen (wlv). Draußen auf dem Feld beginnen die ersten Arbeiten wieder; den Anfang macht die Gülleausbringung. Seit dem 1. Februar dürfen die Bauern – soweit es die Witterung erlaubt – nach der Winterpause Gülle fahren, mit Ausnahmegenehmigung schon seit dem 15. Januar. Da die „frische Landluft“ immer wieder bei vielen Menschen zu Fragen führt, haben wir mit dem Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus gesprochen.

Herr Kalthaus, die Zeit der Gülleausbringung beginnt wieder. Was ist Gülle eigentlich genau?

Dirk Kalthaus: Gülle ist Kot und Urin von Schweinen oder Rindern. Genau wie Gülle wird ab dem 1. Februar auch Substrat aus Biogasanlagen ausgebracht. Dieses ist ein Gemisch aus Gülle, Mist und nachwachsenden Rohstoffe, das schon durch Biogas-Bakterien vergoren wurde. Beides ist also etwas ganz natürliches.

Warum wird Gülle oder Substrat auf den Feldern ausgebracht?

Dirk Kalthaus: Gülle und Biogassubstrat sind wertvolle Dünger. Mit dem Ausbringen dieser natürlichen Düngemittel schließen wir Nährstoffkreisläufe. Darin sind die Nährstoffe enthalten, die die Pflanzen zum Wachstum brauchen.  Das sind Stickstoff, Phosphor, Kalium, Calcium und Schwefel sowie verschiedene Spurenelemente.

Warum düngen wir Pflanzen überhaupt?

Dirk Kalthaus: Pflanzen nehmen mit ihren Wurzeln aus dem Boden die Nährstoffe auf, die sie für das Wachstum und zur Bildung von Blättern, Stängeln und Früchten brauchen. Diese Nährstoffe müssen dem Boden auch wieder zugeführt werden, damit er auf Dauer nicht verarmt. Das geschieht entweder mit Gülle oder Mist, also den Düngern, die im Stall anfallen, Substraten aus Biogasanlagen oder eigens dazu hergestellten Mineraldüngern.

Wann wird Gülle ausgebracht?

Dirk Kalthaus: Bringen wir Bauern Gülle aus, haben wir sowohl die gesetzlichen Regelungen im Blick als auch den Nährstoffbedarf der Pflanzen und die Witterungsverhältnisse. Im Winter beispielsweise darf keine Gülle ausgebracht werden, denn in dieser Zeit wachsen die Pflanzen nicht und benötigen somit kaum Nährstoffe. Seit dem 1. Februar, wird wieder mit Gülle gedüngt, aber nur dann, wenn der Boden auch Gülle aufnehmen kann. Mit Sonder­genehmigungen war die Ausbringung schon ab dem 15. Januar möglich, dann musste man im Herbst aber früher mit der Düngung aufhören. Aber nicht nur beim Zeitraum, auch bei der Menge und  der Dokumentation sind wir an Gesetze gebunden.

Nun sieht man gelegentlich auch Güllewagen, die kein heimisches, sondern ein fremdes beispielsweise ein Münsterländer Kennzeichen haben. Warum?

Dirk Kalthaus: In einigen Regionen unseres Gebietes haben wir verhältnismäßig wenig Tiere. Die Gülle, die dort anfällt, reicht nicht aus, um alle Felder zu düngen. Die Kollegen im Münsterland halten mehr Tiere und geben deshalb einen Teil ihrer Gülle ab. Diese grundsätzlich sehr positive Sache hat jedoch im letzten Jahr für einige Anfragen aus der Bevölkerung geführt, da die Transportunternehmen teilweise weniger sensibel gearbeitet haben, als heimische Landwirte. Das werden wir stärker in den Blick nehmen.

Und zuletzt: Warum stinkt Gülle?

Dirk Kalthaus: Zugegeben, Gülle hat auch einen Nachteil: Sie stinkt! Allerdings ist das normal. Alles, was bei Lebewesen den Verdauungsprozess durchlaufen hat, riecht nun mal nicht so nett. Das ist bei Rindern und Schweinen – eben auch bei der Gülle – so, aber auch bei allen anderen Tieren wie Hund und Katze – und eben auch beim Menschen.

Die Bauern geben sich aber mit verschiedenen Methoden Mühe die Gerüche einzudämmen. So wird beispielsweise auf dem Ackerland die Gülle bei noch unbestellten Flächen direkt nach dem Ausbringen in den Boden eingearbeitet, anschließend riecht man kaum noch etwas. Auf dem Grünland oder wenn schon  Wintergetreide oder Raps auf dem Acker stehen, versuchen wir möglichst bei bedecktem Wetter zu düngen, um die Geruchsbelästigung zu reduzieren.

 

Ansprechpartner

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