Milchbauern in Sorge
Ennepe-Ruhr-Kreis/Hagen (wlv). Die heimischen Bauern leben zum großen Teil von der Milch, aber bei den aktuellen Milchpreisen kann kaum jemand überleben, so eine Mitteilung des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen. „Die Milchpreise sind drastisch abgerutscht“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus. „Wenn sich die Marktlage und die Rahmenbedingungen für die Milcherzeugung nicht schnell ändern, sind viele unserer bäuerlichen Familienbetriebe ernsthaft in ihrer Existenz bedroht.“
Die momentanen Milchpreise für die Landwirte deckten nicht einmal die Produktionskosten. Zum aktuellen Preisniveau von 27 Cent pro Liter können auch die besten Betriebe nicht mehr kostendeckend erzeugen. „Bei der schwierigen Lage am Milchmarkt handelt es aber nicht sich um ein Marktversagen, sondern um eine politische Krise“, verdeutlicht der Vorsitzende. Der Grund: Insbesondere das russische Importembargo habe dazu geführt, dass die derzeitige Lage auf dem Milchmarkt äußerst angespannt sei. Für einen Milchviehhalter mit 75 Kühen bedeute der „Russlandeffekt“ eine Erlöseinbuße von geschätzt 18.000 Euro, rechnet Kalthaus. Dieses könne nicht von den Landwirten allein geschultert werden kann. Daher bestehe Handlungsbedarf, vor allem zur Überwindung von Liquiditätsengpässen bei den Micherzeugerbetrieben.
Kalthaus: „Wir fordern eine Exportoffensive der EU für Agrargüter und Lebensmittel, die u.a. aus den von den Landwirten selbst aufgebrachten Mitteln der sogenannten Milch-Superabgabe finanziert werden kann.“ Was hindert die Europäische Kommission daran, etwas von den 900 Mio. € - also von den Landwirten selbst erbrachten Mitteln - draufzulegen, weil das russische Embargo keine Marktkrise, sondern eine politische Retourkutsche ist? „Wir Milchviehhalter müssen dauerhaft mit den Schwankungen von Mengen und Preisen klarkommen“, erklärt der Vorsitzende. „Aber in Extremsituationen haben wir Hilfe verdient, damit wir nicht die Leidtragenden der Sanktions- und Embargopolitik bleiben.“ Die Politik sei in der Pflicht, noch Schlimmeres zu verhindern.
Der Berufsstand erwartet vom Sondergipfel der EU-Agrarminister am 7. September 2015 in Brüssel konkrete Beschlüsse zur Unterstützung der heimischen Landwirte. „Hier steht die Politik mit in der Verantwortung“, so Kalthaus.
„Ebenso wichtig ist es aber, die Betriebe in dieser Situation nicht mit Bürokratie und zusätzlichen wettbewerbsverzerrenden Auflagen zu belasten“, forderte Kalthaus mit Blick auf aktuelle Gesetzesvorhaben auf europäischer und nationaler Ebene. Außerdem appelliert der Vorsitzende an den Lebensmitteleinzelhandel, die Marktlage nicht auf dem Rücken der Bauern auszutragen und die Preise für Milch und Milchprodukte ins Bodenlose fallen zu lassen. „Die wenigen noch existierenden Handelsketten nutzen momentan das Milchangebot aus und drücken die Preise weiter“, sagt Kalthaus.
Ansprechpartner
Petra Drees-Hagen
Tel.: 02303/25310-36
Fax: 02303/25310-39
E-Mail schreiben