23. November 2022

Vestischer Erntedank-Empfang: Gemeinsamer Erntedank-Empfang 2022

Marianne Lammers (Geschäftsführerin der Kreisstelle Coesfeld und Recklinghausen der Landwirtschaftskammer), Landrat Bodo Klimpel, Kreislandwirt Georg Schulte Althoff, André Dora (Bürgermeister der Stadt Datteln), Anika und Béla Wember, Wolfgang König (Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen), Stefan Wember und Regina Böckenhoff (Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen), v.l.n.r..

Beim gemeinsamen Erntedank-Empfang der Kreisverbandsvorsitzenden Regina Böckenhoff und dem Landrat Bodo Klimpel schaute der Kreisverband mit gemischten Gefühlen auf 2023

Böckenhoff: „Gesellschaftliche und politische Wünsche nach mehr Tierwohl passen nicht zu dem aktuellen Einkaufsverhalten vieler Verbraucher.“

Recklinghausen <wlv> Die Stimmung in der Landwirtschaft ist aktuell deutlich schlechter als in den Jahren zuvor. Zu diesem Fazit kamen Regina Böckenhoff, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Recklinghausen, und Landrat Bodo Klimpel beim gemeinsamen Erntedankempfang auf dem Hof Wember in Datteln am 23. November 2022. Dennoch produzieren die rund 1000 Landwirtinnen und Landwirte aus dem Vest Recklinghausen täglich auf ihren Höfen qualitativ hochwertige Lebensmittel, die in nahegelegenen Verarbeitungsbetrieben weiterverarbeitet oder direkt in den betriebseigenen Hofläden vermarktet werden.

Kosten, Corona und Schweinepest belasten die Bauern

„Die Qualitäten und Mengen der Ernte 2022 waren trotz der langen Trockenheit – mit Ausnahme von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben und den regionalen Unterschieden – erfreulich gut“, erklärt Regina Böckenhoff. „Allerdings belasten die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest unverändert die Märkte. Die Kostenexplosion bei Energie trifft auch die Landwirtschaft. Der geforderte Umbau der Landwirtschaft in Richtung von noch mehr Tierwohl scheitert nach wie vor daran, dass zentrale Fragen des Bau- und Immissionsschutzrechts und der Finanzierung nicht geklärt sind. Die Stimmung in der Landwirtschaft ist unverändert geprägt von tiefer Verunsicherung, der Sorge um die Zukunft der Betriebe und gefühlter Perspektivlosigkeit. Die Politik muss jetzt Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass dies auch in Zukunft möglich sein wird. Lippenbekenntnisse reichen dazu nicht mehr aus.“

Betriebsinhaber und Landwirt Stefan Wember machte in seiner Begrüßung deutlich: „Wir Landwirte sind bereit uns den Wünschen der Verbraucher anzupassen. Allerdings muss die Erfüllung der gesellschaftlichen und politischen Wünsche nach mehr Tierwohl auch von den Verbrauchern geschultert werden. Aber angesichts explodierender Kosten für Energie achten sie immer stärker auf den Preis, so dass das aktuelle Einkaufsverhalten vieler Verbraucher nicht zu den Forderungen passt. Unsere Produktion vor Ort ist ein Angebot an Gesellschaft, nachhaltig produzierte Lebensmittel zu kaufen.“


Landrat lobt breit gefächertes Angebot der Region

Landrat Bodo Klimpel betont, dass es ihm wichtig ist, nach der erfolgten Ernte traditionell Bilanz zu ziehen und auf das vergangene Jahr zurückzuschauen, aber auch den Blick in die Zukunft zu wagen. Der Austausch mit den Landwirtinnen und Landwirten bietet eine gute Gelegenheit Einblicke zu den aktuellen Herausforderungen auf den Höfen zu erhalten.  

„Unser Dank gilt ganz besonders den Landwirten im Vest, die gesunde, regionale Lebensmittel vor Ort produziert haben,“ erklärt Landrat Bodo Klimpel. „Außerdem setzen sich die Landwirte für die Produktion nachwachsender Rohstoffe, den Schutz von Klima, Natur und Umwelt sowie den Erhalt der Artenvielfalt ein. Die Landwirtschaft schafft ebenfalls Arbeitsplätze im Vest, zum Beispiel in den Branchen Saatguterzeugung, Futtermittelwirtschaft und Agrartechnik oder in der Verarbeitung von Milch, Fleisch und Getreide. In und um das Vest ist somit ein breit gefächertes Agribusiness angesiedelt.“

„Die Landwirtschaft im Vest Recklinghausen will durch die Versorgung mit Lebensmitteln und Energie unter gleichzeitiger Förderung der Artenvielfalt eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben verantwortungsvoll übernehmen,“ betont Regina Böckenhoff. „Die Politik muss jetzt zeigen, dass sie dieses Angebot einer Produktion aus Übersee vorzieht und dafür einsteht, dass keine weiteren Abhängigkeiten geschaffen werden.“

Betriebsspiegel Hof Wember in Datteln

Markfelderstr.37 45711 Datteln

Stefan Wember und Anika Anacker

3 Kinder

Bewirtschaftung in 3. Generation

150 ha Ackerland

Gerste, Roggen, Mais, Sonnenblumen

Spargel und Erdbeeren

40 ha Grünland

800 Mastschweine auf Stroh in Haltungsstufe 4 inkl. Babyferkelaufzucht

70 Galloway Mutterkühe inkl. Nachzucht/Mast

700 Legehennen in Freilandhaltung

Direktvermarktung über Hofladen und Verkaufsautomaten