Frische Landluft: Neue Technik garantiert optimale Düngung
Recklinghausen <WLV> Wenn es momentan auf den Feldern "riecht", dann hat das einen Grund: Die Landwirte im Vest düngen in diesen Tagen ihre Felder. Die Düngung mit Gülle und Mist bietet den Pflanzen zu dieser Jahreszeit Nahrung und versorgt sie mit wertvollen Nährstoffen. Gerade das Wintergetreide benötigt im Frühjahr eine Startdüngergabe, damit das Pflanzenwachstum richtig beginnen kann. „Gülle und Mist aus der Tierhaltung und Gärreste aus der Biogasgewinnung sind für uns Bauern wertvolle Naturdünger, mit denen wir Nährstoffkreisläufe schließen. Was dem Boden durch die Pflanzen entzogen wird, muss wieder zugeführt werden“, sagt Landwirt Bernhard Steinmann aus Kirchhellen.
Mithilfe moderner Technik wird die Gülle passgenau und je nach Bedarf auf das Feld ausgefahren. Verschiedene Verfahren und Maschinen stehen auf den landwirtschaftlichen Betrieben dafür zur Verfügung. Bernhard Steinmann nutzt auf seinen landwirtschaftlichen Flächen seit einigen Jahren eine neue Methode: Das Strip Till-Verfahren. Hinter dem Trecker wird im Sandboden lediglich ein schmaler Ackerstreifen eingepflügt und dabei die Gülle direkt ins Erdreich gepresst. So können die üblen Gerüche im Gegensatz zu herkömmlichen Düngung mit spritzenden Drehtellern um 95 Prozent reduziert werden. „Der Düngestoff wird passgenau rund zwölf Zentimeter tief eingebracht, wir haben keine Streuverluste mehr“, so Bernhard Steinmann.
Die Wege des Treckers auf dem Feld werden auf einem GPS-Chip gespeichert, damit das Gespann ein paar Tage später bei der Aussaat der Pflanzen exakt die gleichen Spuren auf dem Acker findet. „Das schont den Boden, verbessert den Wasserhaushalt und schützt vor Erosion, außerdem steigert Strip Till die Regenwurmaktivität und den Humusaufbau“, berichtet der Kirchhellener Landwirt. Eine Bodenuntersuchung im Labor gibt den Landwirten wertvolle Hinweise, wie viel pflanzenverfügbare Nährstoffe im Boden vorhanden sind, sodass – unter Achtung der Düngeverordnung - ausschließlich der jeweilige Pflanzenbedarf gedeckt wird. „Der organische Dünger wird durch das Strip Till-Verfahren optimal ausgebracht ohne Geruchsbelästigung, weil Stickstoff eingespart wird und besonders bodenschonend gearbeitet wird. Landwirte tragen dadurch maßgeblich zum Gewässerschutz bei und schonen Natur und Umwelt“, sagt Wolfgang Neuenhaus, der die Landwirte im Hinblick auf ihr Düngemanagement bei der Landwirtschaftskammer berät.
Bringen Landwirte Gülle aus, so haben sie sowohl die gesetzlichen Regelungen im Blick als auch den Nährstoffbedarf der Pflanzen. Im Winter beispielsweise darf keine Gülle ausgefahren werden, denn in dieser Zeit wachsen die Pflanzen nicht und benötigen somit auch kaum Nährstoffe. Was den Pflanzen hilft, lässt manchen Bürger die Nase rümpfen. „Wir bitten bei unseren Mitbürgern um Verständnis, wenn es hier und da einmal ‚duftet‘“, macht Bernhard Steinmann deutlich. „Wir bemühen uns, bei der Düngeausbringung Rücksicht auf Anlieger zu nehmen und versuchen, nach Möglichkeit keine Gülle auszubringen, wenn die Menschen spazieren gehen wollen oder die Windrichtung sehr ungünstig für die Einwohner ist. Bei den Arbeiten auf unseren Feldern sind wir aber immer auch vom Wetter abhängig“, sagt Michael Giebing, Landwirt aus Dorsten und Vorsitzender vom Arbeitskreis Recklinghausen der Wasserkooperation, die sich insbesondere um die Reduzierung von Stickstoffeinträgen ins Grundwasser kümmert.
Besonders beim Ausbringen der Gülle werden Geruchsstoffe freigesetzt, die für Anwohner oder Fußgänger zwar ungefährlich sind, aber trotzdem eine Geruchsbelästigung darstellen. Michael Giebing erläutert: „Wir Bauern unternehmen auf mehrfache Weise Anstrengungen, um die Gerüche einzudämmen“. Dadurch, dass der Bauer die Gülle auf dem Acker zeitnah nach dem Ausbringen eingrubbert und einpflügt, sei die Belästigung relativ schnell reduziert. In Getreidebeständen, auf Wiesen und Weiden sei das natürlich nicht möglich. Im Straßenverkehr werben die Landwirte um gegenseitige Rücksichtnahme. Zu Behinderungen im Verkehrsfluss kann es zum einen durch große Maschinen kommen, aber kurzzeitig auch wegen verschmutzter Straßen. „Die Reinigung von Straßen bei Verschmutzung ist dabei für uns Landwirte selbstverständlich und erfolgt umgehend“, unterstreicht Bernhard Steinmann.
Informationen rund um Gülledüngung und -technik ( Dateigröße: 1338 KB) |
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