"Biosicherheit funktioniert nur, wenn möglichst alle mitspielen."

100 Teilnehmende informieren sich bei öffentlichem Abend des Nebenerwerbsausschusses online über gut umsetzbare Tipps für Schweine- und Rinderhalter.
Dass es bei der Abwehr von Krankheiten gar nicht unbedingt um viel Technik, sondern vor allem um bewusstes und konsequentes Handeln geht, ist eine immer wieder kehrende Botschaft der Online-Infoveranstaltung des WLV zum Thema Biosicherheit. Knapp 100 Teilnehmende sind an diesem Mittwoch der Einladung des Ausschusses für Nebenerwerbslandwirte im Kreisverband gefolgt. Schwerpunkt des Abends sind Einschätzungen zur aktuellen Seuchensituation bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und bei Rinderherpes (BHV1), rechtliche Grundlagen und vor allem viele ganz praktische Tipps, wie man Biosicherheitsmaßnahmen auf dem Hof effizient umsetzen kann – und das unabhängig davon, ob man seinen Betrieb im Haupt- oder Nebenerwerb führt.
Dass es sich in vielfacher Hinsicht lohnt, seine Tiere vor Ansteckung zu schützen, stellt Kreisveterinärin Anja Miebach in ihrem einleitenden Vortrag heraus: „Verstärkte Biosicherheitsmaßnahmen sind unser bestes Mittel, um Einträge von Seuchen und Krankheiten zu verhindern.“ Dass man sich unbedingt schon in „Friedenszeiten“ für den Ernstfall wappnen sollte, macht Miebach am Beispiel der Vorgaben für den Seuchenfall bei der ASP klar: Die Erfüllung verstärkter Maßnahmen zur Einhaltung der Biosicherheit müsse laut EU-Durchführungsverordnung spätestens 72 Stunden nach Einrichtung einer Sperrzone gewährleistet sein: „Das schaffen Sie nicht, wenn Sie sich dann erstmals damit beschäftigen.“ Diese Vorgaben beinhalten die Chance – wenn sie nachvollziehbar flächendeckend von den Betrieben umgesetzt werden – als Region früher die Möglichkeit zur Lockerung von Auflagen zu haben.
Fachtierärztin Dr. Sandra Löbert vom Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW hat in den letzten Monaten verstärkt an der Erarbeitung einer Vorlage zur Erstellung eines betriebsindividuellen Biosicherheitsplans für schweinehaltende Betriebe gearbeitet. Die Grundzüge des erst kürzlich veröffentlichten Konzepts stellt sie am Mittwoch vor. Ihre Botschaft: „Jeder kleine Schritt hilft – nicht nur die perfekte Lösung.“ Und: Es sei in jedem Falle besser, freiwillig vorzubeugen als behördliche Anordnungen zu provozieren. Helfen können verschiedenste Beratungs- und Schulungsangebote von Landwirtschaftskammer NRW und anderen Anbietern.
Für den etwas diffizileren Bereich der Betriebshygiene auf Rinderbetrieben gibt Tiergesundheitsdienst-Leiter Dr. Peter Heimberg in seinem Vortrag verschiedene Praxistipps. Die wichtigste Maßnahme sei immer das Einschalten des eigenen Verstandes: „Wenn der Viehwagen völlig versifft auf Ihren Hof fährt, dann sagen Sie ihm: Du kommst hier so nicht rein.“ Egal, ob man dies im Großen für eine ganze Region betrachtet oder im Kleinen für die verschiedenen Menschen, die auf dem eigenen Hof ein und ausgehen: „Biosicherheit funktioniert nur, wenn möglichst alle mitspielen.“
Schließt Biosicherheit Öffentlichkeitsarbeit aus? Diese Frage verneint Dr. Peter Heimberg explizit: „Wenn einfache Maßnahmen, vor allem sauberes Schuhwerk oder Überziehschuhe und desinfizierte Hände eingehalten werden, ist das Risiko sehr überschaubar. Vor allem auch dann, wenn in der Hauptsache Nicht-Landwirte ohne Hofkontakte in den Stall gehen.“
Ausschuss-Sprecher Hubert Seggewiß bedankt sich nach zwei kurzweiligen Stunden bei den Referenten und spricht noch einmal alle Teilnehmenden an: „Bitte tragen Sie diese Infos gerne auch an Ihre Berufskollegen weiter.“