Ein Landwirt erklärt, was ihn auf die Straße treibt

Beitrag von Daniel Bölker auf den Social-Media-Seiten der Borkener Landgeschichten. Solidaritätsbekundungen auch von Seiten der Kreishandwerkerschaft via Facebook.
Auch in den sozialen Medien werden die Bauernproteste, die ab morgen im Rahmen der Aktionswoche des DBV auch im Kreis Borken laufen werden, heiß diskutiert. Für das Social-Media-Projekt der heimischen Landwirte, die Borkener Landgeschichten, hat der Westenborkener WLV-Ortsverbandsvorsitzende, Daniel Bölker, folgende Kommentierung verfasst, die wir unverändert wiedergeben:
Warum gehen die Kreis-Borkener Landwirte morgen mit über 1000 Treckern auf die Straße? Die Hintergründe der Bauernproteste hat BoLa-Autor Daniel Bölker noch mal für euch einsortiert:
„Wir Bauern müssen uns in diesen Tagen kritische Fragen anhören:
GEHT ES EUCH BEIM THEMA AGRARDIESEL NUR UMS GELD? WARUM BESTEHT IHR DARAUF, EUCH TROTZ KLIMAKRISE EINEN FOSSILEN ENERGIETRÄGER WEITER SUBVENTIONIEREN ZU LASSEN?
Argument 1: Es gibt ganz einfach für unsere schweren Ackermaschinen noch keine technologisch ausgereifte Alternative zum Diesel.
Argument 2: Der Agrarstandort Deutschland hat durch höhere Standards und strengere Auflagen schon einige Wettbewerbsnachteile gegenüber der Landwirtschaft in anderen EU-Staaten. Mit den höheren Kosten für den Agrardiesel käme jetzt noch eine weitere Schwächung für uns hinzu. Denn woanders in der EU fahren die Bauern ihre Trecker mit noch billigerem Diesel oder sogar Heizöl.
GEHT ES BEI DEN PROTESTEN DARUM, DASS WIR UNSERE SUBVENTIONEN WEITER KASSIEREN WOLLEN? Nein, es geht um viel mehr. Immer mehr und teils immer unsinnigere Bürokratie macht mir als Landwirt das Leben schwer. Einige neue Auflagen bedeuten für uns sogar konkrete finanzielle Einbußen, zum Beispiel bei der ab 2024 greifenden 4-prozentigen Stilllegung und den erweiterten Abständen zu Gewässern ohne finanziellen Ausgleich.
Es kann nicht sein, dass andere Gruppen bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen durchsetzen und Landwirte und Mittelstand dafür kämpfen müssen, dass unsere Rahmenbedingungen nicht noch schlechter werden.
Genau wie allen anderen haben auch wir gestiegene Kosten durch die Inflation, nur können wir diese so gut wie gar nicht an die Abnehmer unserer Produkte weitergeben. Und jetzt soll der arbeitende Mittelstand überproportional die Haushaltslöcher einer Regierung stopfen, die ihre Finanzplanung nicht im Griff hat?
Unter dem Motto „Zu viel ist zu viel!“ müssen wir daher morgen auf die Straße, für eine Zukunftsperspektive unserer Familienbetriebe und für einen starken ländlichen Raum. Wir bitten daher um Verständnis, dass es zu Verkehrsbehinderungen kommen wird.“
Vielen Dank für eure Unterstützung sagen euch eure Landwirte (noch) von nebenan