7. Oktober 2022

Erntebilanz 2022: Getreide gut. Mais und Gras nicht

Ernteergebnisse im Kreis Borken im Detail

Die Pflanzenbauberater der Kreisstelle Borken der Landwirtschaftskammer NRW haben einen ausführlichen Überblick zu den Ernteergebnissen und -bedingungen zusammengetragen. Dieser wurde heute im Rahmen des WLV-Erntebilanz-Pressegesprächs in Gronau vorgestellt:

Zu den Rahmenbedingungen der Erntesaison 2022

Das Frühjahr 2022 war wieder einmal geprägt von Trockenheit und viel Sonnenschein. Fingerspitzengefühl war bei der Düngung gefragt. Aufgrund der explodierenden Preise überlegten sich viele Landwirte dreimal, mineralischen Stickstoffdünger einzusetzen. Stark gefragt wie seit Jahrzehnten nicht mehr waren hingegen Gülle und Mist als Naturdünger.
Aufgrund der astronomischen Preise haben viele Landwirte bei der Stickstoffdüngung im weiteren Vegetationsverlauf gespart, auch weil zusätzlich die anhaltende Trockenheit ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis erwarten ließ. Den gestiegenen Düngekosten steht allerdings erfreulich gegenüber, dass sich auch die Erzeugerpreise für Druschfrüchte deutlich erhöht haben.
Die Ergebnisse der Getreideernte 2022 sind, wie in den Jahren davor, je nach Intensität der Düngung und in Abhängigkeit von Standort und Niederschlägen unterschiedlich ausgefallen. Dennoch muss man sagen, dass die Getreideernte in Summe, wider Erwarten, sehr gut ausgefallen ist. Optisch ließen die Bestände im Frühjahr nicht vermuten, dass die Getreideernte am Ende doch durchweg zufriedenstellend ausfallen würde.

Gerste (Anbaufläche im Kreis Borken: 6.763 ha)

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anbaufläche nicht wesentlich geändert. Erträge und Qualitäten sind im Vergleich zu 2021 jedoch deutlich besser ausgefallen. Die gemeldeten Hektolitergewichte lagen fast immer deutlich über 60 kg/hl. Das Ertragsniveau variierte zwischen 6,0 t/ha auf leichten Standorten bis hinauf zu 10 t/ha auf guten Böden. In Summe dominieren aber die besseren Erträge.

Weizen (ca. 6.180 ha)

Die Anbaufläche des Weizens hat etwas zugenommen (2021: 5.485 ha). Im Kreis Borken wurden, auf für Weizen grenzwertigen Böden, Erträge von immerhin 6,5 t/ha erreicht. Lehmigere Standorte erreichten auch 9 t/ha, vereinzelt sogar 10 t/ha. In Summe ist der Weizen ertraglich aber hinter der Gerste zurückgeblieben, weil die zunehmende Trockenheit dem, im Vergleich zur Gerste, späteren Weizen stärker zugesetzt hat.

Roggen (ca. 4.749 ha) und Triticale (ca. 3.000 ha)

Im letzten Jahr noch leicht zunehmend, hat sich die Roggenanbaufläche in diesem Jahr um etwa 250 ha verringert. Der Roggen konnte mit 6 bis 9 t/ha das Vorjahresniveau halten.
Triticale hat im Vergleich zum Vorjahr besser abgeschnitten. Uns sind aus dem Kreis Borken Erträge zwischen 6,5 – 9 t/ha bekannt, wobei der Schnitt Richtung 8,0 t/ha tendieren dürfte.

Raps (597 ha)

Im Vergleich zum Vorjahr (ca. 370 ha) hat der Winterraps relativ betrachtet von allen Kulturen bei der Anbaufläche die größte Steigerung erfahren. Dennoch spielt Raps im Kreis Borken eine untergeordnete Rolle. Bereits im letzten feucht-kühlen Jahr hat Raps mit bis zu 4 t/ha positiv überrascht. Die diesjährigen Erträge beweisen, dass die Entscheidung für den Rapsanbau berechtigt ist. Die Rapsanbauer berichteten von 3,5 t/ha auf leichten Standorten bis hinauf zu deutlich über 5 t/ha auf lehmigen Standorten, z.B. um Schöppingen.

Grünland (15.084 ha) / Ackergras (4.819 ha) 

Der erste Schnitt konnte überwiegend mit zufriedenstellenden Erträgen und Qualitäten überzeugen. Der zweite Schnitt war auf feuchteren Standorten, bzw. wenn ausreichend Niederschläge gefallen waren, vielfach noch in Ordnung. Auf trockenen Standorten bzw. bei ausbleibenden Niederschlägen zeigten erste Bestände jedoch bereits Stresserscheinungen (wie verstärkte Blütenstandsbildung und geringe Blattmasseentwicklung). Bei anhaltender Trockenheit setzte sich dieser Trend fort, sodass in der Folge keine ertragreichen Schnitte mehr eingefahren werden konnten. Der niederschlagsreiche September sorgte dafür, dass sich das Grünland aktuell von den Strapazen erholen kann. Vielerorts wird eine intensive Pflege und Nachsaat notwendig sein.

Mais (ca. 38.790 ha)

Die Silomaisernte startete häufig bereits Anfang September und damit 3 - 4 Wochen eher als im Schnitt der Jahre. Die Trockenheit setzte dem Mais gerade auf leichten Standorten stark zu. Fehlte das Wasser zur Blüte, wurden die Kolben nicht oder nur teilweise befruchtet. Komplett kolbenlose Bestände waren zum Glück nicht die Regel, sondern oft eine Verkettung unglücklicher Umstände. Trotz der vergleichsweise frühen Silomaisernte wurden viele Bestände deutlich zu spät, mit hohen Trockensubstanz-Gehalten (TS) von über 40 %, geerntet.
Die CCM-Ernte ist weitgehend abgeschlossen. Bei Ertragsschätzungen fiel auf, dass der Kolbenanteil mit nur knapp 40 % Masse an der Gesamtpflanze in diesem Jahr niedriger ausfällt (üblich sind eher 45 - 50 %). Es wird von CCM-Erträgen von 10 - 14 t/ha berichtet. Die Erträge im Mais fallen im Schnitt um 25 % niedriger aus als gewöhnlich.

Zuckerrübe (1.566 ha)

Im Juni wurden aufgrund des frühen Reihenschlusses bodenabhängig ähnliche Ernteergebnisse wie in den Vorjahren erwartet. Bei Einsetzen der Trockenheit ließen aber auch in den Rüben die ersten Stresssymptome nicht lange auf sich warten. Die Rüben haben aber den Vorteil, dass statt der Samen ein Speicherorgan geerntet wird und nach Niederschlägen neue Blätter gebildet werden. Somit sind sie in der Lage, sich schnell zu erholen. Proberodungen zeigen, dass die Zuckergehalte aktuell auf einem hohen Niveau liegen und die Masseerträge gut durchschnittlich sind. Entscheidend sind am Ende die Zuckererträge, die vermutlich durchschnittliche Werte erreichen werden. Es bleibt abzuwarten welche Zuwächse die Witterung im Oktober noch zulässt.

Kartoffel (ca. 2.412 ha)

Die Kartoffelernte läuft aktuell auf Hochtouren. Aufgrund der Trockenheit und Wärme war ein großflächiges Roden von guten Qualitäten nicht eher als ab Mitte September möglich. Nachdem sich bereits im März für viele Betriebe ein Aussaatfenster ergeben hat, konnte der Rest der Flächen in der zweiten Aprilhälfte, bzw. den ersten Maitagen gepflanzt werden. Die Eisheiligen blieben in diesem Jahr zum Glück aus, sodass die Pflanzen schnell in der Jugendentwicklung waren und gute Ansätze präsentierten. Vieles, was dann kam, erinnerte an das Jahr 2018 und 2019, vor allem die wochenlange Trockenheit. Der Hauptunterschied lag lediglich in den nicht so hohen Temperaturen, wodurch die Kartoffelflächen unter Beregnung länger vital gehalten werden konnten. Unberegnete Bestände sind deutlich zu früh abgereift. Krautfäule war daher, wie in Trockenjahren üblich, nahezu kein Thema.

Die Erträge streuen in diesem Jahr flächenspezifisch sehr stark und von „unterdurchschnittlich" bis „leicht überdurchschnittlich" ist alles zu finden. In aller Regel fehlen aber die „dicken Kartoffeln", da durch die guten Ansätze nicht genug Wasser für alle Knollen vorhanden war und viele Knollen kleiner geblieben sind. Für die bevorstehende Lagersaison ist eine frühere Keimung als im vergangenen Jahr zu erwarten. Die Temperaturen und die Sonnenstunden haben die Knollen altern lassen.