5. Oktober 2022

Flächenverbrauch im Kreis Borken verlangsamt sich

Täglich fällt aber immer noch eine Fußballfeld-große Agrarfläche weg

Gemäß einer Auswertung der Landwirtschaftskammer NRW ist im Kreis Borken in den letzten zehn Jahren im Schnitt 0,6 Hektar (ha) landwirtschaftlicher Nutzfläche (LF) pro Tag für andere Zwecke umgewandelt worden. Das ist täglich ein Fußballfeld weniger an Fläche, die für die Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen zur Verfügung stehen. Zwischen 2011 und 2021 hat sich die LF im Westmünsterland um insgesamt 2.279 ha verringert. Diese Statistik veröffentlichte die Kammer in der jüngsten Ausgabe des Wochenblatts für Landwirtschaft und Landleben.

Zur Einordnung: Zum Stichtag 31.12.2020 waren im Kataster des Kreises Borken noch 91.450 von 142.098 ha als LF ausgewiesen. Das entspricht 64 Prozent, in ganz NRW liegt dieser Anteil durchschnittlich bei 47 Prozent.

Regelmäßig vertreten alle Regierungsparteien auf Bundes- und Landesebene das politische Ziel, den Verlust von LF deutlich zu verringern. Zuletzt hatte sich auch Schwarz-Grün in NRW im Koalitionsvertrag den besseren Schutz landwirtschaftlicher Flächen auf die Fahne geschrieben. Als Ziel für NRW werden dort 5 ha Flächenverlust pro Tag genannt. Das Ziel soll zeitnah erreicht werden. Dies wäre ein großer Schritt, denn in den letzten zehn Jahren lag der Flächenverlust in NRW trotz sich verlangsamender Tendenz immer noch bei 13 ha pro Tag.

Im Kreis Borken hat sich der durchschnittliche tägliche Agrarflächenschwund in den letzten fünf Jahren immerhin halbiert. Zwischen 2006 und 2015 waren im Schnitt noch täglich 1,2 Hektar aus der landwirtschaftlichen Produktion in andere Nutzungen überführt worden. Hauptsächlich vergrößert sich der Flächenanteil in Richtung von Gewerbe-, Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie des in der Regel damit zusammenhängenden naturschutzfachlichen Ausgleichs, der wiederum zu einem großen Teil auf LF erfolgt.

Der WLV setzt sich Jahren für einen besseren Schutz-Status von Agrarflächen ein. Die Landwirtschaft steht weltweit vor der Herausforderung, eine bis 2050 auf 9 Milliarden Menschen wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Die Sicherstellung der Versorgungssicherheit hat mit dem Ukrainekrieg nochmals einen höheren Stellenwert erhalten. Dies gilt auch für den Beitrag der Landwirtschaft zur Energieversorgung und bei nachwachsenden Rohstoffen. Die unerlässliche Produktionsgrundlage dafür ist der Boden, den es zu erhalten und zu schützen gilt. Auch die Landwirtschaftskammer NRW hat diese Bedeutung in einer im August 2022 veröffentlichten Faktenzusammenstellung zur Landwirtschaft im Münsterland herausgestellt.

Gerade im Münsterland ist der Druck auf die Fläche immens. Laut der jüngst veröffentlichten Statistik von it.nrw sind 2020 die Preise für landwirtschaftliche Grundstücke im Westmünsterland abermals gestiegen und haben mit durchschnittlich 108.205 €/ha ein Allzeithoch erreicht. Nirgendwo in NRW ist Acker teurer. Auch bei den Pachtpreisen liegt Borken in Westfalen-Lippe mit im Schnitt 912 € an der Spitze.