Online-Infoveranstaltung | 23. Mai 2025

Politische Arbeit vor Ort greift bis nach Berlin durch

DBV-Fachbereichsleiter Benjamin Walker stellt in seinem Vortrag die große Stärke des Bauernverbandes heraus, die auch in der Verzahnung mit der Interessenvertretung vor Ort bestehe. Bildquelle: Screenshot

DBV-Experten analysieren vor 60 Teilnehmenden die Agrar-Agenda der Bundesregierung

Welch wichtige Rolle die agrarpolitische Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort für die Lobbyarbeit des Bauernverbandes in Berlin spielt, wird am Mittwoch bei einer Online-Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes deutlich. Benjamin Walker und Roger Fechler vom Deutschen Bauernverband (DBV) geben am 21. Mai Ein- und Ausblicke in den Berliner Polit-Betrieb. Vor 60 Teilnehmern analysieren die beiden Fachbereichsleiter die im Koalitionsvertrag dargelegte Agrar-Agenda von Schwarz-Rot: Ein Blick, der Licht und Schatten offenbart.

Aufwertung des Bundeslandwirtschaftsministeriums

Walker ist beim DBV für den Bereich „Politik und Parlament“ zuständig und ordnet das Personaltableau der Bundesregierung wie auch der wichtigsten Bundestagsfraktionen aus Sicht des DBV ein. Herauszustellen ist, dass das Landwirtschaftsministerium ab sofort Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat heißt. Dass der Bereich „Heimat“ mit hinzugekommen ist, sieht der 34-Jährige Agrarwissenschaftler als erfreuliche Aufwertung des von Alois Rainer (CSU) geführten Ministeriums. Damit verbunden sei die Zuständigkeit für gleichwertige Lebensverhältnisse und regionale Kultur. Dies waren bisher Aufgaben des Bundesinnenministeriums. Parlamentarische Staatssekretärinnen sind Silvia Breher und Martina Englhardt-Kopf (beide CDU).

In welcher Gemengelage der Bauernverband unterwegs ist, verdeutlicht Walker anhand der Schätzung, dass 5.000 bis 6.000 Lobbyisten in Berlin arbeiten. Eine Arbeit, die zur politischen Willensbildung komplett legitim und auch so vorgesehen sei. Von 630 Abgeordneten könne man nur 25 im weitesten Sinne mit Bezügen zur grünen Branche einordnen: „Und dabei haben wir Veterinäre und Biologen schon großzügig mitgezählt“. Trotzdem sei ihm beim Blick auf die politische Arbeit nicht bange. Großer Pluspunkt sei die gewachsene ehren- und hauptamtliche Struktur von Brüsssel, über die Bundeshauptstadt und die Länder bis hinein in die Orte: „Sie alle sind genauso der Bauernverband wie wir in Berlin. Die Abgeordneten haben Kontakt zu Ihnen vor Ort und nehmen Ihre Anliegen mit. Danke für Ihren großen Einsatz!"

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Auf Nutztierhalter kommen viele investitionsprägende „Ereignisse“ zu

Ins selbe Horn stößt Roger Fechler in seinem Vortrag. Der erfahrene DBV-Fachbereichsleiter für „Tierische Erzeugung“ stellt heraus: „Unsere Stärke als DBV ist unter anderem, dass wir vor Ort starke Kreisverbände haben, die auch Richtung Berlin die konkrete Betroffenheit der Betriebe vor Ort nachvollziehbar machen können. Diese Chance sollten Sie zur Nutztierhaltung - gerade in Borken - nutzen.“

Der früher auch in der Betriebsberatung der Kammer tätige Fechler wirft einen Blick auf die kommenden Jahre, in denen viele investitionsprägende „Ereignisse“ auf die Nutztierhalter zukommen, unter anderem die Umstellungen in Deckzentrum und Abferkelbucht für die Schweinehalter oder die Anpassung der TA Luft. Die daraus folgende unternehmerische Herausforderung sei unter anderem, „dass es die breite Betriebsentwicklungslösung nicht (mehr) gibt! Kreativität, Flexibilität, Mut und Nervenstärke sind gefragt. Aber: Bange machen gilt nicht!“ Selbiges gelte auch für die gut aufgestellte Interessenvertretung des Bauernverbandes.

Die Folienvorträge der Referenten mit Analyse der einzelnen agrarpolitischen Bereiche im Koalitionsvertrag sind im Mitgliederbereich der WLV-Homepage abrufbar.
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Roger Fechler analysiert in seinem Vortrag den Koalitionsvertrag insbesondere mit Blick auf die Nutztierhaltung.