Zeitenwende auch in der Agrarpolitik ?!
In unserem neuesten Kreisverband-Aktuell-Newsletter äußert sich der neugewählte Kreisverbandsvorsitzende, Markus Weiß, zu den aktuellen Rahmenbedingungen, Herausforderungen und möglichen Antworten der Landwirtschaft im Kreis Borken.
Liebe Mitglieder,
nachdem wir unsere Felder erfolgreich bestellt haben und hoffentlich bald auch Regen bekommen, wende ich mich nun erstmals auf diesem Wege als Kreisverbandsvorsitzender an Sie.
Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine sowie Klimawandel verändern die Welt. Vieles, was bislang sicher und selbstverständlich war, steht in Frage. Das wird auch uns auf den Höfen fordern. Mit unserem erfolgreichen Team in der Kreisgeschäftsstelle begleiten wir Sie dabei zu den klassischen Themen wie auch Ihre Fragen rund um betriebliche Veränderungen.
Agrarpolitisch setzen wir als Ihr Bauernverband Akzente und sagen, was wir brauchen und was nicht. Hierzu finden Sie mit diesem Schreiben unseren Standpunkt zur aktuellen geopolitischen Situation. Ich freue mich hierzu auf den Austausch mit Ihnen, gerne per Mail an info-bor@wlv.de
„Wir erleben eine Zeitenwende"
Bundeskanzler Scholz hat am 27. Februar gesagt: „Wir erleben eine ‚Zeitenwende'. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor..." Ja, richtig so! Wir können nicht weitermachen, als wenn um uns herum nichts passiert wäre. Das gilt besonders im Agrarsektor und bei der Sicherheit unserer Nahrungsmittelversorgung.
Herausforderungen nehmen zu
2050 werden wir etwa 10 Mrd. Menschen sein. Die Ackerfläche pro Kopf beträgt maximal noch 1.800 m². Lieferketten und wichtige Agrarrohstoffe fallen aus. Schon jetzt mehren sich Temperatur- und Wetterextreme wie die Gefahr von Hungersnöten. Zugleich führen wir unsere Kohlendioxidemissionen stark zurück bei galoppierenden Energiepreisen und gehen auf eine gewaltige Inflation zu.
Unbeirrt treiben Politik, Bundesregierung und die EU-Kommission die Extensivierung unserer Landwirtschaft weiter als wären sie aus der Zeit gefallen. Die gewohnte Versorgungssicherheit nimmt ab. Deshalb werden immer mehr Menschen sich nicht mehr alles wie bislang kaufen können. Das wird den sozialen Frieden gefährden.
Neue Antworten ?? !!
Green Deal und Nachhaltigkeitsstrategie müssen neu austariert werden: Die Versorgungssicherheit der Menschen muss eine viel wichtigere Rolle spielen. Wir müssen unsere Erzeugungsstrukturen stärken. In diesen Zeiten unsere Selbstversorgung aufs Spiel zu setzen ist fahrlässig und gefährlich. Es ist die falsche Richtung, jetzt mit der europäischen Industrie-Emissionsrichtlinie Tierhaltung zu begrenzen, den Pflanzenschutzmitteleinsatz ohne Ausweichstrategie zu halbieren und an Flächenstilllegung festzuhalten. Es braucht neue Strategien, unsere Versorgungssicherheit krisenfester zu machen, damit Preise nicht wie aktuell explodieren. Das müssen und wollen wir zusammen mit den Menschen klären, für die wir Nahrungsmittel erzeugen und deren Verbrauchs- und Essgewohnheiten sich nur langsam ändern. Verbote und Brechstange taugen nichts, wenn Bauern sich dadurch in die Aufgabe ihrer Betriebe getrieben fühlen.
Das tun wir als Kreisverband
Für eine nachhaltigere Tierhaltung und Flächenbewirtschaftung mit hoher Intensität wollen wir noch besser werden. Ein Beispiel für diesen Anspruch sind die Sicherstellung von Wasserqualität und Wasserverfügbarkeit. Hierzu haben wir als erster Kreisverband in NRW eine Kooperation mit dem Kreis und der Landwirtschaftskammer initiiert. Ein wichtiger Schritt, auch um Akzeptanz für unser Wirtschaften zu sichern. Ich rufe alle Mitglieder auf, sich zu beteiligen. Die Verfügbarkeit von Wasser bei sinkenden Grundwasserständen wird ebenfalls immer wichtiger – nicht nur dort, wo wir beregnen müssen. Auch hier arbeiten wir an neuen Strategien, um mit unserer Landwirtschaft den ländlichen Raum weiter zu stärken.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ihnen!
Ihr
Markus Weiß
(Kreisverbandsvorsitzender)