Oasen der Heilung in einer Wüste der Angst
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AgrarForum: Büttenredner spricht vor 200 Zuhörern über Depressionen
Drei unterschiedliche Perspektiven auf den Umgang mit Depressionen bekommen die rund 200 Besucher am Dienstag im Rahmen des AgrarForums vermittelt. Der deutschlandweit als Büttenredner im Kölner Karneval bekannte „Bergische Jung", Willibert Pauels, berichtet im Forum Mariengarden in Borken-Burlo von seiner eigenen Erkrankung und wie er sie überwunden hat.
Stellvertretend für die Veranstaltergemeinschaft aus Landwirtschaftsverband, Landwirtschaftskammer NRW und Genossenschaftsbanken im Kreis Borken stellt Kreislandwirt Heinrich Emming in seiner Begrüßung den agrarischen Bezug des Themas her und hält beispielhaft eine wenige Wochen alte Ausgabe des Wochenblatts für Landwirtschaft und Landleben hoch, dessen Titelgeschichte die Überschrift „Landwirte am Limit" trägt: „Das Wort ‚Krise' in verschiedensten Facetten bestimmt die Landwirtschaft seit Jahren." Aus eigener Erfahrung nennt Emming Beispiele von Berufskollegen, die plötzlich in völliger mentaler Erschöpfung ihre ganz normalen Hofarbeiten nicht mehr erledigt bekommen haben.
Gerade diese Lähmung beschreibt Pauels im Anschluss als „Grübelzwang, der dich überfällt". Er nennt verschiedene literarische Beispiele, in denen die Autoren Depressionen bildhaft beschreiben: Von der Bibel (Psalm 77: „Denn meine Seele will sich nicht trösten lassen") bis hin zu Joanne K. Rowling mit Harry Potter (Die Dementoren saugen ihren Opfern die Gedanken aus). Zur Heilung der Erkrankung führt Pauels gemäß seinem Vortragstitel drei mögliche Perspektiven, die helfen können: „Kirche, Karneval, Klinik".
Klinik: Als Erkenntnis aus seiner eigenen Erkrankung vor zehn Jahre habe er mitgenommen: „Die Depression ist eine Stoffwechselstörung, die sich gut behandeln lässt, wenn man sich ihr stellt". Pauels nennt bildhaft zwei Aspekte: „Um sich wieder aufschwingen zu können, braucht der Vogel zwei Flügel und so ist es auch bei der Depression: Der eine Flügel sind Psychopharmaka, also Medikamente. Der andere Flügel heißt: Psychotherapie. Das wirkt wie ein Training zum Gedankenaufbau." Ihm selber habe der Gang in eine stationäre Behandlung effektive Behandlung gebracht. Er beschreibt die Klinik als „Oase der Heilung in einer Wüste der Angst".
Karneval: Büttenredner Pauels sieht im Humor eine Chance, eine innere Distanz von bedrückenden Gedanken zu finden: „Wenn ich über eine Sache lache, mache ich mich frei von ihrer zerstörerischen Kraft. Nur, wer über den Dingen steht, kann sie belächeln." Eine Medizin, die Karnevalsprofi Pauels am Dienstag in vielen eingestreuten Witzen und herzhaft-befreienden Anekdoten bereitwillig verteilt, etwa wenn er über die Unterschiede von Rheinländern und Westfalen, über Diktatoren oder gendergerechte Sprache in der Kneipe witzelt: „Herr Ober, ich hätte gerne eine Radler*in – Entschuldigen Sie, aber unser Zapfhuhn ist kaputt".
Kirche: Zum Schluss bringt der hauptberufliche Diakon den Zuhörern die Glaubensperspektive als Quelle der Heilung näher. Der wesentliche Vorteil des Gläubigen gegenüber dem Atheisten liege in dessen Überzeugung, dass der Tod nicht das Ende sei und dass die Seele mehr ist als ein neuronales System in der limbischen Ebene des Gehirns: „Sich in Gott geborgen zu fühlen: Diese Überzeugung kann befreiend wirken."
Stellvertretend für die Gruppe der Genossenschaftsbanken sprechen Vorstandsmitglied Michael Weddeling von der „Volksbank Raesfeld und Erle" sowie der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Markus Weiß, dem Bergischen Jung ein großes Dankeschön aus für einen gelungenen AgrarForum-Abend, der mit der musikalischen Darbietung der Bläsergruppe „8tung Blech" aus Ahaus-Alstätte harmonisch ausklingt.
Zum Thema: AgrarForum Westmünsterland
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband, die Landwirtschaftskammer NRW und die Genossenschaftsbanken im Kreis Borken haben 2010 das AgrarForum Westmünsterland ins Leben gerufen.
Inhalt der damit verbundenen Vereinbarung ist die Schaffung einer Informations- und Diskussionsplattform für landwirtschaftliche Unternehmer im Kreis Borken. Die drei Partner wollen die Rolle der Landwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung festigen und bieten für alle Interessierten hochkarätige agrarische Vortragsveranstaltungen an.
Namhafte Referenten sprechen über aktuelle und bewegende Themen. In wechselnden Locations im Kreis Borken ist dieses beliebte Event ein fester Bestandteil im Terminkalender der Unternehmer und Vertreter der Agrarbranche.
Nach den pandemiebedingten Absagen in 2020 und 2021 ist diese Veranstaltung die erste seit Auftauchen des Corona-Virus und die zehnte insgesamt.
So können Sie als Angehöriger unterstützen
Hier finden Sie eine Übersicht zu Hilfen im Umgang mit Depressionen: Wie kann ich als Angehöriger helfen und womit gar nicht? Wo finde ich Unterstützung?