Wo das Unaufgeräumte Methode hat
Lehrerfortbildung zum Thema „Landwirtschaft und Biodiversität“ auf dem Hof Nienhaus in Rhede
Hier steht alles voller Brennnesseln, Disteln und anderen Wildkräutern. Viele werden es spontan für eine ungepflegte Ecke halten, die da am Rande des Hofes der Familie Nienhaus in Krechting zu finden ist. Dieses scheinbar Unaufgeräumte hat hier allerdings Methode. Denn für viele Insekten und Vögel sind Ecken wie diese das reinste Superfood-Buffet. Unterstützt durch verschiedene Beratungen und Fortbildungen und vor allem mit ganz viel Herzblut hat sich Landwirtin Brigitte Nienhaus neben Ackerbau und der Erzeugung Erneuerbarer Energien einen weiteren Betriebszweig aufgebaut: Die „Produktion“ von Schmetterlingen, Bienen und Co. Amtlich korrekt nennt sich das: „Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität“.
Wie sich eine auf Effizienz und Ertrag abzielende Landbewirtschaftung mit Vielfalt und Artenschutz vereinbaren lassen, können die 20 Teilnehmenden einer Lehrerfortbildung gestern vor Ort erfahren. Der Kreisverband Borken im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) sowie die Bildungs- und Vernetzungsstelle „Stadt und Land in NRW“ hatten Lehrkräfte aller Schulformen zu der Veranstaltung eingeladen.
Landwirtschaftlicher Betrieb setzt verschiedenste Naturschutzmaßnahmen um
Neben einem intensiven Ackerbau haben verschiedenste Naturschutzmaßnahmen auf dem Betrieb ihren Raum, an mehreren Stellen umgesetzt mit staatlicher Förderung, teilweise aber auch ohne (sprich: ohne wirtschaftlichen Ausgleich). Im Rahmen einer Hofbesichtigung und Gesprächsrunde bekommen die Gäste Einblicke in Zusammenhänge bäuerlichen Denkens und Wirtschaftens. Hierzu gehören immer wieder auch Spannungsfelder zwischen Wirtschaftlichkeit, Fördervorgaben, Dokumentationspflichten auf der einen Seite, aber auch einer riesigen Freude am Umgang mit und in der Natur, wie die beiden Vorsitzenden der landwirtschaftlichen Ortsverbände, Wilhelm Teklote (Rhede) und Michael Garbert (Vardingholt), beim Acker-Rundgang berichten.
„Menschen, vor allem Kinder, in Kontakt mit Landwirtschaft und Natur zu bringen, das liegt mir sehr am Herzen“, beschreibt Brigitte Nienhaus ihre Motivation: „Dabei erlebe ich immer wieder eine große Neugier, Freude und Aha-Momente.“ Die zweifache Mutter berichtet von ihrem Blühacker-Projekt mit der örtlichen Pius-Grundschule in 2020 oder von der sich 2021 anschließenden Rhede-bunt-Initiative der hiesigen Bauernfamilien mit örtlichen Schulen und Kindergärten inklusive Gestaltung, Einsaat und Pflege von Blühkästen in der Rheder City. Diese und weitere Bausteine ihres Engagements führten 2021 zur Verleihung des Rheder Ehrenamtspreises im Bereich „Umwelt und Natur“ an Brigitte Nienhaus und damit erstmals an eine Landwirtin. Ihre Freude gibt sie bis heute auch als Bauernhof-Botschafterin im Unterricht an Schulen in der Leader-Region Bocholter Aa weiter.