„Mega-Thema Wasser“ treibt die Landwirte um

Vorstellung innovativer Projektansätze im Kreisverbandsausschuss des WLV in Rhede
Monatelang durfte der geneigte Spaziergänger beim Marsch durch die westmünsterländische Feld und Flur Seenlandschaften bewundern. Jetzt – nach sechs trockenen, teilweise fast sommerlich-warmen Wochen – staubt es auf Feldwegen wie wild, wenn dem Wandersmann im Märzen der Bauer auf blechernem Rösslein entgegenkommt. Wie schnell sich die hydrologischen Verhältnisse ändern können und wie die Landwirtschaft smarter als in der Vergangenheit damit umgehen kann, wird gestern beim Kreisverbandsausschuss des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) in Rhede deutlich.
Carsten Bohn und Thomas Hemmelgarn vom WLV in Münster stellen in der Gaststätte Haus Stockhorst Ansätze und erste Ergebnisse des Pilotprojekts „Entwicklung eines nachhaltigen und klimaangepassten Wassermanagements“ vor. Das 2023 gestartete WLV-Projekt ist angesiedelt im Bereich des Borkener Wasserschutzgebietes „Im Trier“. Ziel ist es, Wasserabfluss- und -haltung und damit auch die Feldbewässerung von Gemüse & Co. vorausschauender und effizienter zu machen.
Adaptives Wasserressourcen-Management, feuchtigkeitskonservierende Bodenbewirtschaftung, Drainagen-Steuerung, Echtzeiterfassung von Wasserdargeboten und und und: Angesichts solcher Vokabeln und Denkansätze meldet sich im Publikum ein in Ehren ergrauter Landwirt. Er könne da nur mit dem Kopf schütteln: „Ich komme aus einer Generation, wo wir zu viel Wasser hatten und froh waren, dass dies durch die Drainagen weggeschafft und Flächen dadurch überhaupt erst urbar gemacht wurden.“ Dem wollte Projektleiter Carsten Bohn auch für die Gegenwart nicht komplett widersprechen: „Das Wasser darf bleiben, aber wenn es weg muss, muss es auch weg können.“ Angesichts des Klimawandels brauche es bei dem Thema einen Paradigmenwechsel, so der Diplom-Landschaftsökologe: „Datenverfügbarkeit und Management spielen dabei eine große Rolle.“
Die Landwirtschaftskammer als Partner im Projektbeirat freue sich laut Kreisstellenleiter Heinrich-Ludger Rövekamp auf die Ergebnisse und über den intensiven Austausch: „Wasser, sowohl in der Menge als auch in seiner Qualität, ist und bleibt ein Mega-Thema für die regionale Landwirtschaft.“
Der als Gast geladene Bernd Garvert, Leiter des Fachbereiches Natur und Umwelt des Kreises Borken, begrüßt die proaktive Lösungssuche der Landwirtschaft ausdrücklich: „Wir sehen dieses Projekt sehr positiv. Noch ist nicht klar, wie die Wasserbilanz sich am Ende der aktuell in Erarbeitung befindlichen Bewilligung (Bezirksregierung Münster) für die öffentliche Wasserversorgung am Ende des Jahres 2026 darstellt und welche Handlungserfordernisse sich daraus für die untere Wasserbehörde ergeben.“ In ähnlich progressive Richtungen gehe es auch beim kürzlich von seinem Fachbereich vorgestellten Interreg-Projekt DIWA (Drought Strategies in Water Management) im Raum Ahaus/ Vreden.
WLV-Kreisverbandsvorsitzender Markus Weiß lobt die verschiedenen Ansätze und stellt heraus, dass die Landwirte es durch eigenes, angepasstes Handeln und Kooperation ein Stück weit auch selber in der Hand hätten, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen: „Wir brauchen Daten. Je besser wir Annahmen durch Wissen ersetzen, umso besser sind unsere Argumente, um Verbesserungen im Sinne der Landwirtschaft aber auch aller anderen Wassernutzer herbeizuführen.“