Ziel: Landwirte als Lösungsanbieter für smarte Wasserstrategien

Wasserwirtschaftsexperte Professor Andre Niemann referiert in Rhede
Die Landwirtschaft sollte sich in der Diskussion über Strategien im Umgang mit der Ressource Wasser stärker einbringen. So lautete die wichtigste Empfehlung von Professor Dr.-Ing. Andre Niemann beim Kreisverbandsausschuss heute in Rhede: „Sie können das sogar selbstbewusst führen, zusammen mit Politik und Verwaltung!“ Der WLV nimmt sich des Themas unter anderem mit einem neuen Projekt zum Wasserressourcen-Management im Kreis Borken an.
In der Gaststätte Haus Stockhorst im Ortsteil Vardingholt referiert der an der Universität Duisburg-Essen lehrende Wasserwirtschaftsexperte zu Hintergründen und möglichen Antworten auf die Wasserkrise, die ja eine Folge der Klimakrise sei. Dabei bringe die Erwärmung der Meere immense Auswirkungen mit sich: Ein Grad Erwärmung bedeute in der Folge sieben Prozent mehr Wasser in der Luft: „„Wir werden im Mittel insgesamt nicht mehr Niederschläge haben, diese werden aber anders verteilt sein: Im Winter wird es mehr lang andauernde Niederschläge geben und im Sommer längere Trockenphasen mit Starkregen-Ereignissen.“
Deutschland habe sich in der Klimafolgenanpassung auf die daraus folgenden Herausforderungen noch nicht ausreichend eingestellt. Niemann nennt Frankreich als Gegenbeispiel, wo man sich bei öffentlichen Bauvorhaben nicht am Zwei-Grad-Ziel, sondern an einer möglichen 4-Grad-Entwicklung orientiere: „Dort lautet die Überzeugung: Wir müssen künftig so planen und bauen, dass unsere Infrastruktur und die Lebensqualität auch mit einer Entwicklung von 45 Tagen im Jahr mit Temperaturen von 40 Grad und höher zurechtkommen.“
Zur wasserwirtschaftlichen Bewältigung solcher Entwicklungen brauche es auch eine smartere Vernetzung in der Erkennung und Bewältigung von Situationen mit zu viel und zu wenig Wasserdargebot. Dem stehe in Deutschland aber noch ein Stück weit die Kleinstaaterei im Weg. Laut Niemann gibt es in Deutschland 6.800 Wasserversorger, also in der Regel kleinere Player (die auch im Kreis Borken tätige RWW sei da schon einer der Größeren): „Diese sind in den meisten Fällen nicht miteinander vernetzt, was aber ein wesentlicher Faktor für eine verbesserte Resilienz wäre!“ Die schnell fortschreitende Digitalisierung wird die Transparenz beim Thema Wasser in der Landschaft erhöhen. Eine Einzelüberwachung der gerade in ländlichen Gegenden verbreiteten Hausbrunnen sei zwar nicht absehbar, so Niemann: „Aber die Überwachung von Grundwasserkörpern wird smarter werden.“ Anhand schnell verfügbarer Zahlen könne man dann viel fundiertere Entscheidungen zur Bewältigung von Mangelsituationen treffen.