Erntepressegespräch | 28. September 2023

Vor allem der Mais dreht die Erntebilanz 2023 ins Plus

Druschreifer Mais am Hof Emming in Südlohn

Übersicht zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen und Ernteergebnissen im Kreis Borken

Bei den Ergebnissen könnte der Blick auf die einzelnen Feldfrüchte im Kreis Borken unterschiedlicher kaum sein als in diesem Jahr. Anlässlich des traditionellen WLV-Erntebilanz-Pressegesprächs heute auf dem Hof Emming in Südlohn hat Pflanzenbauberaterin Anja Keuck von der Kreisstelle Borken der Landwirtschaftskammer NRW eine Übersicht zu den Rahmenbedingungen und Ernteergebnissen der einzelnen Feldfrüchte erstellt:

Die Rahmenbedingungen des Erntejahres

Das feuchte Frühjahr 2023 hatte einerseits gute Getreidebestände sowie ertragreiche Aufwüchse beim Grünland und Ackergras zur Folge, forderte aber bei der Frühjahrsbestellung von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben sowie bei der Startdüngung des Getreides die Geduld der Landwirte maximal heraus. Auf einigen nasseren oder wechselnden Standorten konnte der Wirtschaftsdünger erst sehr verspätet ausgebracht werden. Bei unterdurchschnittlichen Temperaturen war es häufig ratsam, mit schnellwirksamem Mineraldünger zu operieren. Das Krankheitsgeschehen und die Standfestigkeit des Getreides forderten Fingerspitzengefühl von den Landwirten. Die, zu der Zeit, hohen Erzeugerpreise schienen die höhere Intensität der Maßnahmen zu rechtfertigen. Trotz nachfolgender Trockenperiode mit hohen Temperaturen im Mai/ Juni wuchsen vielversprechende Getreidebestände heran. Der Sommer stellte sich dann warm und verregnet ein.

Die Ernte wurde, wie die Saat der Sommerungen, zu einer Zitterpartie, welche Geduld und anschließend Schlagkraft erforderte um jede Wolkenlücke zu nutzen. Die Gerste konnte komplett unter guten Bedingungen eingefahren werden. Nur einige wenige Bestände mit frühreifen Weizen- und Triticale-Sorten konnten unter guten Bedingungen verlustarm gedroschen werden. Viele Schwergetreidebestände mussten neben ihrer Standfestigkeit auch ihre Auswuchsfestigkeit unter Beweis stellen. Unter dem Strich verblieb einiges an Korn auf dem Feld. Auf der Hälfte der Schwergetreideflächen konnte die Ernte erst nach der Schlechtwetterperiode erfolgen. Hier waren Verluste von über 10% üblich, im Extrem blieb über die Hälfte der möglichen Erträge auf dem Feld. Auch bei der Qualität mussten deutlich Abschläge in Kauf genommen werden, einzelne Flächen konnten nicht mehr als Futtergetreide genutzt, sondern nur noch von Biogasanlagen verwertet werden.

Die Sommerungen wuchsen/ wachsen, bei bis zu 4 Wochen verspäteter Saat, ohne Probleme und lassen aktuell durchschnittliche bis gute Erträge erwarten.

Die einzelnen Ackerkulturen im Überblick

  • Gerste (7.240 ha): Die Anbaufläche der Gerste ist weiterhin stabil. Die Erträge und Qualitäten sind ähnlich im Vergleich zu 2022. Die gemeldeten Hektolitergewichte lagen fast immer deutlich über 60 kg/hl. Das Ertragsniveau variierte zwischen 6,5 t/ha auf leichten Standorten bis hinauf zu 10 t/ha auf besseren Böden. In Summe dominieren aber die besseren Erträge. Auch auf leichten Sandstandorten wurde vielfach von Erträgen um 9 t/ha berichtet.

  • Weizen (ca. 6.670 ha): Die Anbaufläche des Weizens hat leicht zugenommen. Auf guten Standorten in NRW mit Löss oder Lehm wurde häufig über 10 t/ha geerntet. Im Kreis Borken wurden, auf für Weizen grenzwertigen Böden, Erträge von immerhin knapp über 7 t/ha erreicht. Lehmigere Standorte erreichten auch 9 t/ha, vereinzelt sogar 10 t/ha. Der Weizen konnte diesjährig aufgrund der guten Wasserversorgung ertraglich punkten und war der Gerste dann auch überlegen. Leider kamen diese Erträge nicht in jedem Korntank an. Frühreife und früh geerntete Weizensorten (z.B. Campesino, Chevignon, Complice) waren im Vorteil.

  • Roggen (ca. 5.800 ha) und Triticale (ca. 2.530 ha): Der Roggenanbau hat wieder einmal zugenommen (in 2023 um rund 1.000 ha) und konnte mit stabilen Erträgen von 6 bis über 9 t/ha überzeugen.

    Die Triticale-Anbaufläche ist leicht rückgängig. Die Triticale hatte 2023 stellenweise einen schwierigen Start durch stärkeren Befall mit Rhynchosporium. Uns sind aus dem Kreis Erträge zwischen 7,0 – 8,5 t/ha bekannt, wobei der Durchschnitt Richtung 7,5 t/ha tendieren dürfte.

  • Grünland/Ackergras (20.200 ha): Der erste Schnitt war enorm ertragreich und uns erreichten Meldungen, dass der erste und zweite Schnitt den Gesamtertrag des Vorjahres ausmachte. Auf trockenen Standorten, bei ausbleibenden Niederschlägen im Mai/ Juni zeigten erste Bestände jedoch Stresserscheinungen, wie verstärkte Blütenstandsbildung und geringe Blattmasseentwicklung. Wiedereinsetzende Niederschläge ließen aber noch einen weiteren ordentlichen dritten Schnitt und auch vierten Schnitt heranwachsen. Unter diesen feuchten Bedingungen können nun stress-geplagte Grasbestände gut mittels Durch- und Nachsaat repariert und aufgewertet werden.

  • Mais (ca. 35.250 ha): Der Maisanbau ist 2023 um 5.000 ha zurückgegangen. Der Mais hat von der feuchtwarmen Sommerwitterung profitiert. Die Silomaisernte läuft seit Anfang/ Mitte September. Die Kolbenanteile sind sehr hoch und lassen eine gute Silomaisqualität erwarten. Die Erträge liegen mit 45 bis 50 t/ha zwischen durchschnittlich und gut.

    Die CCM-Ernte läuft gerade an verspricht aufgrund der hohen Kolbenanteile gute Ergebnisse.

  • Zuckerrübe (1.750 ha): Der Termin des Reihenschlusses lässt Rückschlüsse auf den Ertrag zu. Durch die späten Saattermine verzögerte sich auch der Reihenschluss. Trotzdem zeichnen sich aufgrund der wüchsigen Sommerwitterung hohe Erträge ab. Lediglich der Zuckergehalt ist noch historisch niedrig, was auf die fehlenden Sonnenstunden im Sommer zurückzuführen ist. Der sonnige September wird aber die Zuckereinlagerung anschieben. Dies ist aber nur störungsfrei möglich, solange der Blattapparat gesund ist. Aktuell finden sich im Feld schon einige stärkere Nester mit Blattkrankheiten, welche die Zuckereinlagerung behindern werden. Entscheidend sind am Ende aber die Zuckererträge, die vermutlich durchschnittliche Werte erreichen werden. Es bleibt abzuwarten welche Zuwächse des Zuckergehaltes die Witterung im Oktober noch zulässt.

  • Kartoffel (ca. 2.650 ha): Das diesjährige Anbaujahr wird vielen Kartoffelanbauern noch lange in Erinnerung bleiben. Als Mitte Februar die ersten Frühkartoffeln unter Folie gepflanzt wurden, sah noch alles nach einem normalen Saisonstart auf den Feldern aus. Zur Auspflanzung der Lagerware folgten dann hohe Niederschlagsmengen mit Pflanzverzögerungen bis zu 4 Wochen im Vergleich zu normalen Jahren. Die letzten Kartoffeln konnten so erst um die Monatswende Mai/ Juni gepflanzt werden. Es folgte zunächst eine kalte, feuchte Phase bis Mitte/ Ende Mai und danach eine sehr trockene, fast dürre Phase bis Ende Juni und im Anschluss daran dann moderates Wachstumswetter mit örtlichen Starkniederschlags-Ereignissen. Durch die immer wiederkehrenden Schauer war Beregnung ab Juli in der Regel kein Thema mehr, dafür kam die Krautfäule mit aller Macht. Besonders kritisch war eine Phase vom ca. 25 Juli bis hin zum 10 August. Mehrfach täglich fielen Schauer. Zusätzlich erschwerte Wind die Aufrechterhaltung des Krautfäuleschutzes, was zu auf Einzelflächen zu stärkeren Krautfäuleausbrüchen führte. Durch das Ausbleiben der sommerlichen Hitze konnten die Kartoffeln in der Erde den Wachstumsrückstand infolge der späten Auspflanzung fast komplett kompensieren. Lediglich der Stärkegehalt ist auf einigen Flächen schwach, da sortenspezifisch in der Abreife die Sonne gefehlt hat oder durch die Krautfäule viel grünes Laub zu früh abgestorben ist. Durch die Krautfäule und die hohe Bodenfeuchte gibt es mehr Probleme mit faulen Kartoffeln als in den vergangenen Jahren. Finden sich vermehrt faule Kartoffeln in den Partien, so wird sich die Einlagerung der Haupternte in dieser Saison noch bis nach dem „Durchfaulen“ der Kartoffeln im Feld hinziehen. Die Lagerfähigkeit kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden, wird aber bei Flächen, die mit einer Hypothek ins Lager gehen, erfahrungsgemäß nur eingeschränkte Dauer mit sich bringen. Insgesamt ist von einer mengenmäßig durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlichen Erntemenge auszugehen, jedoch mit gelegentlichen Qualitätsproblemen durch geringe Stärkewerte oder faulende Kartoffeln.

Stand: 26.09.2023

Quellenhinweis: Die Angaben beruhen auf Proberodungen, Schätzungen und Erträgen, welche den Fachberatern der Landwirtschaftskammer NRW, Kreisstelle Borken, im Rahmen der täglichen Beratungsarbeit bekannt wurden.

Pressemitteilung des WLV-Kreisverbandes zur Erntebilanz

Über die Aufs- und Abs der Witterung und Ernte sprachen Kreislandwirt Heinrich Emming und Kreisverbandsvorsitzender beim Ernte-Pressegespräch. Die ehrenamtlichen Vertreter von Kammer und Verband sprachen aber auch Forderungen an, die sich aus dem Erleben von Erntejahren wie diesem ergeben und die Notwendigkeit von Zukunftsperspektiven für die energetische Nutzung von Biomasse als auch der Tierhaltung im Westmünsterland.

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Erntebilanz-Pressegespräch auf dem Hof Emming in Südlohn