Gremienarbeit | 11. November 2023

Schlechte Stimmung trotz guter Zahlen

In der Sitzung des Kreisverbandsausschusses ergriff auch der Ehrenvorsitzende, Johannes Röring, das Wort zum Thema Tierwohl-Finanzierung: "Am Ende muss es der Markt machen. Daher müssen wir die ITW weiter stärken, statt sie ständig kaputt zu reden."

Lebhafte Sitzung des Kreisverbandsausschusses in Stadtlohn mit DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh

In der Vergangenheit noch witzelte mancher Funktionär, dass die Angriffslustigkeit der Teilnehmenden an Bauernverbandsversammlungen mit passabler wirtschaftlicher Lage auf den Höfen deutlich abnahm. Davon kann allerdings am Donnerstag bei der Sitzung des Kreisverbandsausschusses im Landwirtschaftlichen Kreisverband nicht die Rede sein. Vorsitzender Markus Weiß hat von seiner Berlin-Reise zum Fachausschuss für Betriebswirtschaftsfragen, in welchem er seit kurzem den WLV vertritt, Anfang der Woche eigentlich zufriedenstellende Kunde mit nach Stadtlohn gebracht: „In nahezu allen Bereichen der Landwirtschaft war die bilanzielle Entwicklung im abgelaufenen Wirtschaftsjahr positiv. Die Stimmung im Ausschuss spiegelte diese Lage allerdings keineswegs wider.“

Auch an diesem Morgen wird in der Gaststätte „Zum Breul“ in verschiedenen Landwirte-Kommentaren die Seelenlage der heimischen Bauernfamilien spürbar:

  • „Mit Wetter und Preisen müssen wir als Landwirte leben und haben wir auch gelernt, umzugehen. Was uns zu schaffen macht, ist die Bürokratie“

  • „Genug ist genug.“

  • „Man fühlt sich als Landwirt nur noch gegängelt.“

  • „Wir betreiben seit 800 Jahren Landwirtschaft und jetzt sagt mir ein Behördenschreiben lapidar: Bauer, wenn du mir bis Februar kein Konzept für den Umbau des Deckzentrums vorlegst, bedeutet das für dich die verbindliche Aufgabe der Sauenhaltung bis 2026. Das ist der Hammer!“

"Von Entbürokratisierungsturbo für Landwirtschaft nichts zu spüren"

Die anwesenden Vertreter der Kreisverwaltung greifen dies in ihren Grußworten an diesem 9. November mit auf, so auch Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster: „Auf Bundesebene war jetzt in den Schlagzeilen immer wieder vom Entbürokratisierungsturbo die Rede. Ich habe das Gefühl, dass da ein Bereich ausgenommen ist: Umwelt und Landwirtschaft. Jahr für Jahr steigt die Wut der Landwirte. Die Lösungsmöglichkeiten liegen allerdings selten bei uns als Kreisverwaltung.“  Die neue Kreisveterinärin, Anja Miebach, wirbt gerade vor diesem Hintergrund dafür, im Dialog zu bleiben: „Dies sage ich natürlich in Richtung der Vertreter von Kammer und Verband, aber auch an Sie ganz persönlich: Wenn es irgendwo Probleme gibt, melden Sie sich. Wenn wir nicht mehr miteinander reden, wäre das die schlechteste Variante.“

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Ums Miteinanderreden geht es auch im Haupttagesordnungspunkt des Morgens. Erstmals nach ihrer Ernennung zur DBV-Vizepräsidentin ist Susanne Schulze Bockeloh (Münster) in den Kreis Borken gekommen und gibt Einblicke in ihre verbandliche Arbeit, unter anderem für das DBV-Projekt Zukunftsbauer als auch als im Vorsitz in den Fachausschüssen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für landwirtschaftliche Unternehmerinnen.

Weitere Berichte aus der aktuellen Arbeit für den WLV hielten Kreisgeschäftsführer Jörg Sümpelmann und Markus Weiß. Vorträge für die Landwirtschaftskammer NRW durch Schulleiter Josef Hengstebeck zur immer noch stabil-erfreulichen Entwicklung des Agrarfachschulstandorts Borken und von Produktionsberater Martin Tangerding zum neuen und in der Pilotphase noch kostenlosen Angebot der Klimabilanzierungsberatung für schweinehaltende Betriebe sowie von Kreislandwirt Heinrich Emming rundeten die sehr lebhafte Veranstaltung ab.

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Kreisverbandsausschuss in Stadtlohn mit Susanne Schulze Bockeloh