Zukunfts-Bauer | 25. Februar 2023

Projekt wirbt bundesweit für neue Wertschätzung der Landwirtschaft

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Beringmeier: „Wir wollen die Zukunft der Landwirtschaft aktiv und mit innovativen Ansätzen gestalten!“

Münster <wlv> Bereits seit mehreren Jahren kämpft die Landwirtschaft in Deutschland mit einem ernsten Akzeptanzproblem: Haltungsbedingungen und Produktionsverfahren auf den heimischen Bauernhöfen werden von Teilen der Gesellschaft, der Medien, der Parteien und einer Vielzahl von Nichtregierungsorganisationen abgelehnt, obwohl sie dem Gesetz und der guten fachlichen Praxis entsprechen. Ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wertewandel setzt die Branche zunehmend unter Druck. Während sich die Betriebe mit immer neuen, kostentreibenden Auflagen konfrontiert sehen, stagnieren die Erzeugerpreise. Hinzu kommen große politische Unwägbarkeiten, die mit fehlender Planungs- und Finanzierungssicherheit für die Betriebe einhergehen. In der Branche herrschen Frust und teils Resignation, Ratlosigkeit und mitunter auch Verzweiflung.

Vor diesem Hintergrund hatten der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband und der Deutsche Bauernverband bereits 2020 eine Studie bei der renommierten Marktforschungsagentur Rheingold Salon in Auftrag gegeben. Ziel der Studie war es, für die Landwirtschaft Möglichkeiten auszuloten, um in einer sich wandelnden Gesellschaft künftig neue Wertschätzung zu erfahren. Zu den zentralen Ergebnissen der Studie gehören:

  • Die Deutschen Bauernfamilien und die nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerungsteile leben in Parallelwelten nebeneinander her. Sie haben wechselseitig voneinander Bilder entwickelt, die selten der Realität entsprechen. Eine wirkliche Kommunikation findet nicht statt.

  • Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, überholte Bilder voneinander zu haben, wobei eigener Handlungsbedarf nur selten eingestanden wird.

  • Die deutsche Bevölkerung nimmt die Tatsache, dass die heimischen Bauern die Ernährung garantieren, zwar zur Kenntnis, daraus erwächst jedoch keine Wertschätzung.

Gleichzeitig zeigt die Studie auch Chancen auf, wie die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte in der Gesellschaft und in den Parlamenten als Zukunfts-Bauer künftig positiver wahrgenommen werden könnte. „Wir spüren auf unseren Betrieben eine Zeitenwende, die uns als Berufsstand dazu veranlasst, die Zukunft der Landwirtschaft aktiv und mit innovativen Ansätzen zu gestalten. Wir wollen mit unserem Tun künftig mehr Wertschätzung erfahren. Es gibt erste Konzepte, wie dies gelingen kann. Uns ist dabei sehr wichtig, unsere Ideen kritisch zu diskutieren“, so WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. Einen ersten Auftakt zur Diskussion über Inhalte und Perspektiven des Projektes „Zukunfts-Bauer“ machte der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband am vergangenen Wochenende. Zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte waren der Einladung in die Stadthalle Werl gefolgt, um unter anderem mit NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen, Andrea Benstein (WDR-Landesstudio Münster) und Jens Lönneker (Geschäftsführer Rheingold Salon) über Herausforderungen, Zukunftsvisionen und konkrete Projektideen des Zukunfts-Bauern zu sprechen. „Wir wollen gesellschaftlichen Wandel nicht länger als Bedrohung ansehen, sondern als Chance für neue Geschäftsmodelle verstehen. Hierüber in den Austausch zu kommen und gute Projekte gemeinsam anzustoßen, ist mir dabei sehr wichtig“, hob WLV-Präsident Hubertus Beringmeier hervor.

Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen: „Die Landesregierung setzt sich für eine vielfältige, leistungsstarke und wettbewerbsfähige, bäuerlich verankerte Landwirtschaft ein. Dazu braucht es dringend Planungssicherheit und bessere Rahmenbedingungen, ob in der Gemeinsamen Agrarpolitik, beim Ackerbau oder in der Tierhaltung, die eine wichtige Säule der landwirtschaftlichen Familienbetriebe ist.“

Die Ministerin weiter: „Die Landwirtschaft erlebt derzeit herausfordernde Zeiten. Insbesondere die heimische Nutztierhaltung soll einen umfangreichen Transformationsprozess beschreiten. Wir wollen eine starke heimische Nutztierhaltung mit einem Bekenntnis zu kurzen Transportwegen und durchgängiger Tierhaltungskennzeichnung. Förderprogramme müssen grundsätzlich allen Betrieben offenstehen. Große und kleine Tierhalter dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern es müssen alle relevanten Gruppen mitgenommen werden. Wir wollen die Erzeugung hier halten. Niemand kann importiertes Fleisch wollen, das aus Drittländern stammt, die unter deutlich niedrigeren Tierwohl-, Umwelt und Sozialstandards produzieren. Damit haben wir weder den Tieren noch der Umwelt einen Gefallen getan. Unser Ziel ist daher eine tierwohlgerechte und nachhaltige Nutztierhaltung, die zugleich den ökonomischen Erfordernissen der Betriebe Rechnung trägt. Dafür werden wir uns weiterhin gegenüber dem Bund auch stark machen.“