Auf den Feldern wird gedroschen

Ernte stellt Betriebe vor große Herausforderungen
Durch die ergiebigen Niederschläge und Unwetter der vergangenen Wochen hat sich die Getreideernte in Westfalen-Lippe um etwa einen Monat verschoben. Zwei Extreme bestimmten den Ernteverlauf im Juli: einerseits war der Monat Juli im Durchschnitt (18,3 °C) wieder zu warm, andererseits hat es deutlich mehr Niederschlag gegeben als im langjährigen Mittel (Referenzzeitraum 1961-1990 82 l/m²; 1991-2020 83 lm²; 2023 117 l/m²). Regional sorgten Sturm, Hagel und Starkregen für Lagergetreide sowie teils aufgeplatzte Schoten im Raps. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit im Boden und der warmen Temperaturen bereiten pilzliche Infektionen insbesondere bei der Kartoffel viele Probleme.
Flächendeckend gerät die Ernte dieses Jahr mehrere Wochen in den Rückstand und wird durch weitere Regenfälle regional immer wieder unterbrochen. So hat der Starkregen Mitte August in den Regionen Ruhr-Lippe und Ostwestfalen mit etwa 70 l/m² das letzte Getreide zum Liegen gebracht, und macht die Getreideernte vor Ort teils unmöglich. Vielerorts wächst das Getreide Arten- und Sortenübergreifend aus, d.h. es keimt erneut aus der Ähre heraus aus (5 – 10 % Auswuchs / teilweise aber auch deutlich höher mit 20 % und mehr).
Stand 21.08.2023 wurden in Westfalen-Lippe bisher folgende Anteile an der Gesamtmenge geerntet (im Rheinland ist die Getreideernte bereits fast abgeschlossen!):
Triticale: 63 Prozent
Roggen: 57 Prozent
Weizen: 46 Prozent
Hafer: 26 Prozent
Kartoffeln: 8 Prozent
Die Gerstenernte ist abgeschlossen und war insgesamt mit Blick auf Erträge und Qualitäten überdurchschnittlich. Die Wintergerste ergab im Schnitt 78,8 dt/ha, ein Mehr von 10 Prozent im langjährigen Mittel. In Folge der starken Niederschläge sind hinsichtlich der jetzt noch zu erntenden Getreidearten teils deutlich geringere Qualitäten des Getreides (aufgrund von Auswuchs, Überreife, Lagergetreide) sowie Auswirkungen auf Erträge erwartbar. So wird bereits Brotgetreide als Futtermittel umgenutzt. Neben den bereits beschriebenen Erntemengenverlusten muss die Ernte trocken eingefahren werden, was zusätzliche Trocknungs- und Reinigungskosten (je nach Feuchte und Qualität) hervorrufen kann. Gleiches gilt für die Weiterverarbeitung, wie z.B. in der Ölproduktion (bei Raps). Die einhergehenden Qualitätsreduktionen beschäftigen sowohl die Landwirtschaft, als auch die Abnehmerseite und stellen beide vor große Herausforderungen. Es wird derzeit an Lösungen gearbeitet, um eine Verwertung des Getreides sicherzustellen.
Wald, Grünland und Mais haben derweil von den großen Niederschlagsmengen profitiert und konnten Wasserspeicher füllen und das Pflanzenwachstum befördern.
Insgesamt gilt: Je nach Niederschlagsmengen und Bodenbeschaffenheit wird die Ernte regional teils unterschiedlich ausfallen. Tatsächliche Ertragsmengen und Qualitäten werden sich erst nach der Ernte zeigen.