Getreideernte 2023 | 4. Juli 2023

Bauernverband erwartet weniger Getreide und Raps

Bei der Ernteauftakt-Pressekonferenz in Nöda in Thüringen(v.l.n.r.): DBV-Pressesprecher Axel Finkenwirth, Bauernpräsident Joachim Rukwied, Dr. Klaus Wagner, Präsdent Bauernverband Thüringen.

Deutlich geringere Erträge als in den Vorjahren erwartet der Bauernverband für die kommende Ernte. Bauernpräsident Rukwied sieht angesichts der Ernteprognosen keinen Spielraum für eine politisch verordnete Extensivierung.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht in seiner Prognose von einer Getreideernte in Höhe von 40,9 Millionen Tonnen aus. Damit liegen die Erwartungen deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 (42,2 Millionen Tonnen) und auch 6 Prozent unter dem Vorjahresergebnis (43,6 Millionen Tonnen).

Ertragserwartungen unter dem langjährigen Mittel

„Wir erwarten eine unterdurchschnittliche Ernte bei erneut großen regionalen Unterschieden. In vielen Landesteilen hat die lange Trockenheit im Mai und Juni deutliche Schäden in den Beständen verursacht, sodass die Ertragserwartungen auch in diesem Jahr unter dem langjährigen Mittel liegen“, erklärte DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Ernteauftakt-Pressekonferenz in Thüringen. Die regionalen Niederschläge der letzten 14 Tage seien für das Getreide vielerorts zu spät gekommen, aber natürlich hilfreich für Zuckerrüben, Kartoffeln und den Futterbau.


Der deutsche Bauernverband geht in seiner Prognose für das laufende Jahr von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus. DBV-Präsident Joachim Rukwied spricht im WELT-Interview darüber, was dies für Landwirte und Lebensmittelpreise bedeutet.

Interview aufrufen
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Die Landwirtschaft spürt den Klimawandel, für Extensivierung ist kein Spielraum

Rukwied wies mit Blick auf die seit Jahren sinkenden Erträge noch einmal deutlich darauf hin, dass für eine politisch verordnete flächendeckende Extensivierung der Produktion kein Spielraum vorhanden sei. „Die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich. Die Zunahme von extremen Wetterlagen sorgt dafür, dass die Erträge rückläufig und schwankend sind. Die von Brüssel vorgeschlagenen pauschalen Reduktionsziele beim Pflanzenschutz würden zu weiteren Ertragsrückgängen führen. Der starke Flächenverlust durch Siedlungsbau und Infrastrukturmaßnahmen sorgt zusätzlich für rückläufige Erntemengen.“

In Deutschland wird in diesem Jahr etwas weniger Getreide angebaut als in den Vorjahren. Mit einer Anbaufläche von 2,84 Millionen Hektar (minus 2 Prozent) ist der Winterweizen unverändert die im Anbau bedeutendste Getreideart in Deutschland, gefolgt von der Wintergerste mit 1,27 Millionen Hektar. Die Anbaufläche von Sommergerste ist mit 329.000 Hektar etwa 11 Prozent kleiner als im vergangenen Jahr, ein ähnlicher Rückgang ist beim Hafer mit einer Fläche von voraussichtlich 138 400 Hektar (minus 13 % zum Vorjahr) zu beobachten.

Anbaufläche von Winterweizen unverändert, von Wintergerste und Hafer rückläufig und von Raps zunehmend

Beim Winterraps hat die Anbaufläche um rund 80.000 Hektar weiter zugenommen und liegt nun bei 1,16 Mio. Hektar. Damit liegt der Anbauumfang in etwa auf dem Niveau des 5-jährigen Mittelwertes (1,65 Mio. Hektar). Die derzeit fallenden Preise lassen jedoch erwarten, dass sich dieser Trend nicht weiter fortsetzt. Abhängig ist dies allerdings auch von den Ernteergebnissen in Nordamerika. Hier besteht aufgrund der dortigen Trockenheit in weiten Teilen Kanadas und der USA noch große Unsicherheit.

Für die nun bevorstehende Getreideernte hoffen die deutschen Bäuerinnen und Bauern zwar auf sommerliche und hoffentlich oft trockene Witterungsverhältnisse. Damit Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben den Entwicklungsrückstand aus dem Frühsommer aufholen können, braucht es jedoch auch in den nächsten Wochen ausreichende Niederschläge. Diese sind auch für die tierhaltenden Betriebe notwendig, um eine gute Grundfutter- und Silomaisernte einfahren zu können.