Erntebilanz 2024 des WLV | 20. September 2024

Bedingungen schwierig, Ertragseinbußen zum Teil erheblich

Beringmeier: "Unsere Bauernfamilien in Westfalen-Lippe gewährleisten – allen Widrigkeiten zum Trotz – die sichere Versorgung mit Lebensmitteln."

Eine Ernte im Zeichen großer Herausforderungen: Stark wechselhafte Witterungsbedingungen mit zu viel Nässe und zu wenig Sonne führten in diesem Jahr zu erheblichen Ertragseinbußen, insbesondere im Getreideanbau. Trotz dieser widrigen Umstände haben die Bauernfamilien in der Region erneut einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Lebensmittelversorgung geleistet. „Die Landwirte haben – allen Widrigkeiten zum Trotz – die Ernte abgeschlossen und damit die Versorgung mit wichtigen Grundnahrungsmitteln sichergestellt“, betonte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier bei der Ernte-Pressekonferenz auf dem Betrieb von Stefan Vogelsang in Rheda-Wiedenbrück.

Besonders betroffen waren die Erträge von Wintergetreide wie Weizen, Gerste und Roggen. Aufgrund zu nasser Böden im Frühjahr konnten viele Felder nicht rechtzeitig bestellt werden. Bei der Wintergerste lag der Ertrag auf leichten Böden zwischen vier und sieben Tonnen pro Hektar – deutlich weniger als in den Vorjahren. Auch bei Winterweizen, der in Westfalen-Lippe das am häufigsten angebaute Getreide ist, gab es Einbußen von fast 30 Prozent. Im Vergleich zu Durchschnittsjahren zeigt sich ein Rückgang der Erntemengen bei allen Hauptgetreidesorten, wobei die Erträge stark vom Standort abhängen.

Preisverfall und hohe Kosten für Dünger, Energie und Pflanzenschutz

Die wirtschaftliche Situation verschärft die Lage zusätzlich: Die internationalen Getreidemärkte sind geprägt von Preisverfall aufgrund hoher Mengen auf dem Weltmarkt sowie Restbeständen aus dem Vorjahr. Diese niedrigen Preise kombiniert mit den hohen Betriebsmittelkosten für Düngemittel, Pflanzenschutz und Energie, stellen die Landwirte vor immense finanzielle Herausforderungen. Beringmeier machte deutlich, dass der Getreideanbau bei den aktuellen Preisen wirtschaftlich kaum noch tragfähig ist.

Hinzu kommen die zunehmenden politischen Auflagen, die den Betrieben das Arbeiten weiter erschweren. Besonders im Bereich Pflanzenschutz kritisierte Beringmeier geplante Verbote seitens der Regierung. Diese könnten dazu führen, dass wichtige Maßnahmen zum Schutz der Ernte nicht mehr durchgeführt werden dürfen, was die Versorgungssicherheit erheblich gefährden könnte.

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„Wir bewerten es als äußerst problematisch, dass von der Regierung weitere Verbote im Pflanzenschutz geplant sind. Dadurch droht die Vernichtung ganzer Ernten. Dabei trägt chemischer Pflanzenschutz maßgeblich dazu bei, die Versorgungssicherheit und eine gute Qualität der Ernten sicherzustellen. Die Pläne sind eine große Gefahr für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland."

Hubertus Beringmeier
Bauernpräsident in Westfalen-Lippe
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Zufriedenstellende Qualität trotz schwieriger Wetterbedingungen

Dennoch haben die Landwirte auch in diesem Jahr ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Durch den Einsatz moderner Züchtungsmethoden, vielfältiger Fruchtfolgen und bodenschonender Bearbeitungsverfahren konnten trotz der schwierigen Wetterbedingungen zufriedenstellende Qualitäten erzielt werden. Mais und Zuckerrüben, die von den großen Niederschlagsmengen profitiert haben, versprechen eine durchschnittliche bis gute Ernte.

Nach den Bauernprostesten: Jetzt müssen den Worten endlich Taten folgen!

Mit Blick auf die politischen Rahmenbedingungen äußerte Beringmeier jedoch deutliche Kritik: „Nach den Bauernprotesten zu Beginn des Jahres haben wir viel Zuspruch von der Politik erhalten. Jetzt müssen den Worten endlich Taten folgen.“ Er fordert tragfähige und durchdachte Konzepte, die die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft stärken. Angesichts der anstehenden Bundestagswahlen im kommenden Jahr erwartet der WLV klare Ergebnisse, die die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland sichern.

Die heimischen Betriebe sehen sich zudem mit weiteren Herausforderungen konfrontiert, darunter das aktuelle Seuchengeschehen mit der Afrikanischen Schweinepest und der Blauzungenkrankheit. Die Politik müsse, so Beringmeier, die landwirtschaftlichen Betriebe durch effektive Maßnahmen unterstützen, um die Tierbestände zu schützen und die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten.

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Erntedank-Pressekonferenz 2024 des WLV
Vorläufige Ergebnisse der Getreideernte (Quelle: Landwirtschaftskammer)
18.09.2024
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