Wiedervernässung von Mooren | 1. Oktober 2024

WLV: Moorschutz nur im Einvernehmen mit der Landwirtschaft

Blick auf das Venner Moor in Niedersachsen

Landwirte müssen bei Maßnahmen zum Moorschutz aktiv eingebunden werden. Der WLV-Vorstand fordert Kooperation und wirtschaftliche Perspektiven für Betriebe.

Eine Vielzahl von europäischen, nationalen und regionalen Strategien zielt auf den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren ab. Damit die Interessen der betroffenen Landwirtsfamilien in der Diskussion über konkrete Maßnahmen nicht untergehen, hat der Vorstand des WLV Position bezogen.

„Intakte Moore gelten nicht nur als wertvolle Lebensräume für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten“, heißt es im Positionspapier. Ihnen werden auch wichtige Funktionen für Klimaschutz und -anpassung sowie für den Wasser- und Nährstoffhaushalt zugeschrieben. Moorböden werden heute mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Entwässerte Flächen haben einen erheblichen Anteil an den der Landnutzung zugeordneten Treibhausgasemissionen. Sie stehen aber auch für eine bedeutende heimische Lebensmittelerzeugung.

Moore in NRW - Ein Überblick

In Nordrhein-Westfalen gibt es relativ wenige Moorflächen im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands. Die Gesamtfläche der Moore in NRW beträgt etwa 15.000 Hektar. Die meisten dieser Flächen befinden sich im Münsterland, im Niederrheinischen Tiefland sowie im Sauerland.

Wichtige Moorgebiete in NRW sind beispielsweise das Große Torfmoor bei Lübbecke und das Venner Moor bei Senden. Viele der Moore sind jedoch entwässert und werden landwirtschaftlich genutzt, was die Diskussion um Wiedervernässung und Moorschutz in diesen Regionen besonders relevant macht.

Liegt Ihre Fläche auch im Moor? Übersicht für NRW

Weil trotz eines geringen Umfangs an Moorflächen in Westfalen-Lippe die Betroffenheit für einzelne Betriebe hoch sein kann, fordert der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) für den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren:

  • Freiwilligkeit und Kooperation als Maßstab für alle Wiederherstellungsmaßnahmen: Für den WLV nicht akzeptabel sind Ge- und Verbote, die die Bewirtschaftung der Flächen einschränken. Für den WLV unabdingbar ist dabei auch der Schutz von Pächtern, die auf Moorböden wirtschaften.

  • Dauerhafte wirtschaftliche Perspektiven für wiederhergestellte Standorte: Die Landwirtschaft benötigt attraktive Märkte für die Erzeugnisse, die auf wiedervernässten Standorten erzeugt werden können. Gerade die energetische oder stoffliche Verwertung von Biomasse aus Niedermooren braucht tragfähige Lösungen.

  • Sorgfältige Prüfung möglicher Standorte auf Eignung zur Wiedervernässung: Die Wiederherstellung von Mooren ist ein komplexes Unterfangen mit großräumigen Auswirkungen nicht nur auf landwirtschaftliche Flächen, sondern auch auf Betriebe, öffentliche Infrastruktur und Regionen. Daher ist vorab sorgfältig an jedem Standort zu prüfen, ob eine Wiedervernässung dort überhaupt die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren kann. Zudem müssen solche Techniken zum Wasserstandsmanagement den Vorzug erhalten, die weiterhin eine Lebensmittelerzeugung erlauben.

  • Blick auf die Menschen in den Moorregionen: Die Debatte um die Treibhausgasemissionen und die Wiederherstellung von Mooren lässt häufig die kulturhistorische Bedeutung der Urbarmachung der Moore außer Acht. Dabei haben viele Menschen noch im Kindesalter erlebt, wie die staatlich geförderte Trockenlegung die Lebensmittelerzeugung ermöglichte und in erheblichem Maße zum wirtschaftlichen Aufschwung von ehemals benachteiligten Regionen beigetragen hat.

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