Havichhorster Presseabend | 13. Januar 2023

Umbau der Tierhaltung braucht verlässliche Rahmenbedingungen

Zwei Kernbotschaften für die Presse hatte Bauernpräsident Hubertus Beringmeier in dieser Woche beim Treffen mit Journalisten dabei: Die Schweinehaltung ist in schwierigem Fahrwasser. Der Berufsstand gestaltet seine Zukunft aktiv mit.

"Landwirtschaft hat für Westfalen-Lippe eine enorme Bedeutung. Sie sichert eine regionale Produktion mit hochwertigen Nahrungsmitteln und ist die Lebensgrundlage für Bauernfamilien. Aktuell kämpft sie jedoch mit einer Reihe von Herausforderungen". So schilderte Beringmeier beim traditionellen Hintergrundgespräch zum Jahresauftakt die Stimmungslage der Bauernfamilien.

Tierhalter brauchen Planungssicherheit

Ganz vorne stand bei seinem Bericht die Situation der Schweinehaltung. Während Ackerbau-, Milch- und Rindviehbetriebe trotz deutlicher Kostensteigerungen von höheren Erzeugerpreisen profitiert haben, hat sich die Situation für Betriebe mit Schweinehaltung kaum verbessert.

Aufgrund fehlender politischer Rahmenbedingungen und zunehmender Auflagen komme es aktuell zu einem nahezu flächendeckenden Investitionsstillstand in der Landwirtschaft. Betriebe würden so bei der Weiterentwicklung ihrer Ställe hin zu mehr Tierwohl ausgebremst. Beringmeier betonte: "Die Schweinehaltung befindet sich in äußerst schwierigem Fahrwasser, weil seitens der Politik bis jetzt keinerlei Planungssicherheit geboten wird."

Jetzt gehe es darum, den Umbau der Tierhaltung hin zu noch mehr Tierwohl auf eine solide Grundlage mit Finanzierungssicherheit zu stellen. Das Bundesprogramm „Umbau der Tierhaltung“ schließe aktuell die Mehrheit der Schweinehalter von der Förderung aus. Der Verband fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die zusätzliche Einführung einer Herkunftskennzeichnung, so dass aus der Tierhaltung gewonnene Produkte künftig mit „5D“ (geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland) ausgezeichnet werden könnten.

Appell für kooperativen Naturschutz

Mit Blick auf den Natur- und Umweltschutz seien die Landwirtinnen und Landwirte in Westfalen-Lippe bereit, kooperativen Naturschutz mit allen Naturschutzinteressierten umzusetzen. Bürokratische, langjährige und enorm aufwendige Genehmigungsverfahren, wie mit der Industrieemissionsrichtlinie geplant, seien jedoch kein geeignetes Instrument für die effektive Reduktion von Emissionen. Vielmehr führten derartige Bestrebungen zur Aufgabe gerade der vielen kleinen Höfe, weil diese sich vorgesehene Techniken und Genehmigungsverfahren schlicht nicht mehr leisten könnten. Zudem konterkariere die Richtlinie ihren eigentlichen Zweck, künftig Tierwohlställe mit mehr Auslauf und Außenklima zu ermöglichen.

Zukunfts-Bauer soll gesellschaftlichen Ansprüchen Rechnung tragen

Trotz der aktuellen Herausforderungen blickt der Berufsstand auch mit Zuversicht auf das neue Jahr. Schon während der Corona-Pandemie hatte sich gezeigt, dass das Selbstbild der Landwirte als Ernährer nicht dauerhaft verfängt, weil die Sorge um die Grundversorgung hierzulande insgesamt gering ist. Mit dem Konzept des „Zukunfts-Bauern“ wird diese Idee derzeit im Berufsstand von der Orts- bis zur Bundesebene breit diskutiert und soll langfristig konkrete Lösungen aufzeigen, die einerseits den gesellschaftlichen Ansprüchen Rechnung tragen und gleichzeitig den landwirtschaftlichen Betrieben Zukunftsperspektiven bieten.