Getreideernte in Westfalen-Lippe: | 24. Juli 2024

Auswirkungen der Niederschläge deutlich spürbar

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WLV-Präsident Beringmeier: „Bisher zu wenig Sonne und zu viel Regen im Ackerbau“

Münster <wlv> Die Getreideernte in Westfalen-Lippe ist nun in vollem Gange. Nach der Wintergerstenernte, die den jährlichen Erntereigen eröffnet und in weiten Teilen abgeschlossen ist, ernten die Landwirtinnen und Landwirte in diesen Tagen Sommergerste, Weizen, Triticale, Hafer, Roggen und Raps von ihren Feldern. Durch anhaltende Niederschläge ab dem Jahresbeginn wurde das Sommergetreide zunächst bis zu vier Wochen später als üblich ausgesät. Grund dafür waren erhebliche Wassermengen auf den Flächen, die ein Befahren zeitweise unmöglich machten. In der Folge sind die Betriebe später als üblich mit der Getreideernte gestartet.

Bei der bereits eingefahrenen Gerste zeigen sich tendenziell unterdurchschnittliche Erträge und Qualitäten, die auch mit weniger Stroh einhergehen. So haben die Betriebe in Westfalen-Lippe bei der Wintergersten-Ernte auf leichten Böden zwischen vier und  sieben Tonnen pro Hektar (im Vorjahr 8,5 Tonnen/Hektar) erzielt, auf schweren Böden liegt der Hektarertrag bei acht bis neun Tonnen (im Vorjahr 9,5 Tonnen/Hektar). Rund drei Viertel der Landwirtschaftsfläche in Westfalen-Lippe (ca. 720.000 Hektar) werden für den Ackerbau genutzt, die wichtigste Getreideart ist der Weizen. Das in Westfalen-Lippe geerntete Getreide wird vorrangig als Futtermittel für Schweine, Rinder und Geflügel genutzt. Mit der Maisernte wird die Getreideernte traditionell im September und Oktober abgeschlossen. Die Verkaufserlöse für Getreide sind in diesem Jahr bisher niedrig, Grund sind insbesondere Restbestände aus dem Vorjahr und hohe Mengen auf dem Weltmarkt.

„Insgesamt beobachten wir, dass die Extreme deutlich zunehmen. Nach mehreren Dürrejahren ist dieses Jahr von zahlreichen Regenperioden geprägt, durch die die Aussaat und Ernte immer wieder unterbrochen werden. In der Folge sind in diesem Jahr auch die schweren Böden, die für den Getreideanbau grundsätzlich begünstigt sind, mehr als gesättigt“, sagt Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Durch zu viel Nässe im Boden ist der Pilz- und Schädlingsdruck in diesem Jahr höher, sodass weitere Pflanzenschutzmaßnahmen ergriffen werden mussten. Mancherorts wird Krautfäule beklagt, die vor allem im Kartoffelanbau ein Thema ist, und viele Erdbeeren sind durch starke Regengüsse aufgeplatzt.

„Es fehlte bisher im gesamten Anbau die Sonne und wir hatten schlichtweg zu viel Niederschlag – dies zeigt sich beim Getreide ebenso wie bei Erdbeeren und im Kartoffelanbau. Wie immer gilt, dass die Ernten regional stark variieren. Sicherlich gibt es auch einzelne Regionen mit weniger Niederschlag, die durchaus gute Erträge erzielen. Für die Wintergerste war bei der Ernte von Vorteil, dass es zuletzt weniger geregnet hat und das Getreide trocken eingefahren werden konnte. Durch die letzten Sonnentage sind beim Schwergetreide (Weizen, Roggen, Triticale) tendenziell bessere Erträge und Qualitäten zu erwarten. Unsere Landwirtschaft ist anpassungsfähig. Durch geeignete Strategien passen wir uns den veränderten Bedingungen an. Dies gelingt zum Beispiel durch Züchtungsmethoden für an die Wetterveränderungen angepasste Kulturpflanzen, durch vielfältige Fruchtfolgen, Wassermanagement und Maßnahmen im integrierten Pflanzenschutz sowie eine bodenschonende Bearbeitung“, nennt Hubertus Beringmeier wirksame Instrumente im Ackerbau.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband wirbt in der Erntezeit für gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr. „Die landwirtschaftlichen Maschinen, die in der Getreideernte zum Einsatz kommen, sind immer leistungsfähiger, dadurch aber auch größer. Wir hoffen auf das Verständnis der Bevölkerung, wenn es in der Folge zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr kommt. Wenn alle Beteiligten aufeinander Rücksicht nehmen und Acht geben, sollte die Ernte zügig und ohne Probleme abgeschlossen werden“, wirbt Hubertus Beringmeier im Rahmen der gemeinsam mit der Landesverkehrswacht initiierten Aktion „Rücksicht macht Wege breit“.