Ernte 2022: Enorm große regionale Unterschiede

Tillmann: „Gerade in Krisenzeiten und anfälliger Handelsströme heimische, regionale Erzeugung wichtiger denn je.“
Am Sonntag (02.10.) feiern wir das Erntedankfest. Anlass für die heimischen Landwirte und Landwirtinnen, auf die Ernte zu schauen und dankbar zu sein, für die Gaben der Erde. „Die Ernte ist in diesem Jahr geprägt von extrem großen regionalen Unterschieden", resümiert Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter.
Mit Getreide- und Rapsernte zufrieden
„Mit dem, was wir im Sommer gedroschen haben, sind wir zufrieden", bilanziert der Vorsitzende. So sei die Getreide- und Rapsernte erfreulicher ausgefallen als angesichts der Trockenheit zu erwarten war. Doch sie zeige je nach Standort und Niederschlag eine große Spannbreite. Beim Raps verzeichnen die Landwirte eine gute Qualität mit guten Ölgehalten, allerdings auch hier mit großer Variation.
Warum fiel die Getreide- und Rapsernte überraschend gut aus?
Anders als in den Dürrejahren 2019 und 2020 regnete es im Frühjahr, in den entscheidenden Entwicklungsphasen noch ausreichend. Positiv war zudem, dass das Sommerwetter sehr gute Erntebedingungen verschaffte. Aufgrund des beständigen Wetters konnte ohne große Unterbrechungen gedroschen werden.
Wie beim Rasen im Garten: Regen fehlte für das Gras in Wiesen und Weiden
Ohne Regen wächst das Gras nicht. Die ersten beiden Grasschnitte als Futter für Rinder, Schafe und Pferde war in Ordnung. Danach litt das Gras unter der Trockenheit.
Ebenso hatten die Feldfrüchte Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben stärker als Getreide und Raps mit der Trockenheit zu tun. Denn sie bilden erst später ihren Ertrag. Dadurch fehlte ihnen der Regen über die Sommermonate. So reifte der Mais in diesem Jahr sehr früh ab. Die Erträge fallen je nach Standort und Regenmenge sehr unterschiedlich aus.
Die Zuckerrüben werden derzeit gerodet. Sie fallen in diesem Jahr aufgrund des Wassermangels oft sehr klein aus. Die bisherigen Erntemengen variieren sehr stark, doch mit teilweise sehr hohen Zuckergehalten. Diese sind dem Sonnensommer zu verdanken. Weiter hat die Rübenkampagne früher begonnen. Die Zuckerverarbeiter, die aus den heimischen Rüben den Zucker herauskochen, starteten aus Sorge vor drohenden Energieengpässen schon Anfang September.
Der Vorsitzende erinnert zu Erntedank
„Besonders in turbulenten Zeiten, wie diesen, wird uns die hohe Bedeutung der Ernährungssicherheit vor Ort wieder bewusst", verdeutlicht Tillmann „So mussten wir in diesem Jahr erneut feststellen, wie plötzlich vermeintliche Gewissheiten überholt sein können." Tillmann gibt zu verstehen: Gerade in Zeiten internationaler Krisen und anfälliger Handelsströme sei eine wettbewerbsfähige und heimische, regionale Erzeugung wichtig, die eine flächendeckende Versorgung beinhalte.
Wo geht die Reise hin?
„Zukünftig wird die Landwirtschaft noch umweltschonender und nachhaltiger - auch mit Hilfe von Digitalisierung, Weiterentwicklung und Innovation". Klimaangepasstes und ressourcensparendes Wirtschaften werde in allen Bereichen der Wirtschaft, nicht nur in der Landwirtschaft, Pflicht. Tillmann: „Wir alle als Erdenbürger sind verantwortlich für unsere Welt und unser Klima. Gemeinsam können wir viel bewirken."