Preissenkungen rufen Landwirte auf den Plan

WLV-Präsident Beringmeier: „Unsere hochwertigen Lebensmittel dürfen nicht verramscht werden!“
Münster <wlv> Nachdem der Lebensmitteleinzelhandel die Preise für Milchprodukte in der Vorweihnachtszeit drastisch senkt, wirbt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband für die Wertschätzung hochwertiger regionaler Lebensmittel. Der durchschnittliche Milchpreis für konventionelle Milch (netto, inklusive Zuschläge) liegt demnach im November bei 45 Cent, weitere Preisrückgänge werden erwartet. Die Preisanpassungen erfolgen nach Vorgabe der Kontraktlaufzeiten, die in der Regel für Milchfrischeprodukte sechs Monate umfassen. Somit folgen die Verbraucherpreise für Milch und Milchprodukte den Entwicklungen auf der Verarbeitungsstufe zumeist zeitverzögert.
Für rund 2.700 Milchviehbetriebe in Westfalen-Lippe sind die Auswirkungen eines anhaltenden Preisdumpings unmittelbar spürbar und nach Einschätzung des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes fatal: sinkende Einkommen, fehlende Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel und eine Gefährdung der regionalen Landwirtschaft sind die Folge. Mit einer entsprechenden Aktion vor der Lidl-Filiale in Münster-Wolbeck setzen Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter daher ein Zeichen für mehr Wertschätzung der regionalen Lebensmittelproduktion durch den Lebensmitteleinzelhandel.
„Milch ist kein Ramschprodukt. Die Preisschlachten des Lebensmitteleinzelhandels für einzelne Milchprodukte führen dazu, dass eine kostendeckende Erzeugung schlichtweg nicht möglich ist. Wer hochwertige Lebensmittel verramscht, gefährdet die Existenz unserer bäuerlichen Familienbetriebe und untergräbt das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher“, betont Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). Wir fordern faire Preise, die die Qualität unserer Produkte widerspiegeln und den Landwirten eine Zukunft sichern. Landwirtschaft braucht Wertschätzung – nicht nur in Worten, sondern auch in der Preisgestaltung.“
Die Monopol-Kommission, ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung, hatte erst kürzlich den Wettbewerb in der Lebensmittellieferkette in Deutschland genauer unter die Lupe genommen. Die Branche weist demnach eine zunehmende Marktkonzentration mit steigenden Endverbraucherpreisen bei gleichzeitig stagnierenden oder rückläufigen Erzeugerpreisen auf. Die Aktion vor der Lidl-Filiale soll daher ein deutliches Signal an den Handel senden: Der Berufsstand betont, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus bereit seien, für Qualität und Nachhaltigkeit einen angemessenen Preis zu zahlen. Es sei Aufgabe des Handels, diese Bereitschaft nicht durch anhaltend niedrige Preise zu untergraben. Die Landwirtinnen und Landwirte in Westfalen-Lippe weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass faire Preise nicht nur den Betrieben zugutekommen, sondern auch die regionale Versorgung sichern und den Umwelt- und Tierschutz stärken. Wer Lebensmittel zu Dumpingpreisen anbietet, gefährdet somit langfristig die Vielfalt der Landwirtschaft und die Zukunft junger Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger.
